Etliche deutsche Hochschulen zeigen ihren GSW-Studierenden mögliche Karrierewege auf – ein gutes Beispiel ist die Informationsveranstaltung „Heureka! Berufsperspektiven für Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen“ an der Freien Universität Berlin. „Mit unserem Berufspraxistag HEUREKA!, den wir seit 2014 jährlich im November veranstalten, möchten wir unseren Studierenden nicht nur mögliche Berufsperspektiven nach ihrem Studium aufzeigen, sondern gerade auch die Studienanfängerinnen und -anfängern noch einmal in Ihrer Studienfachwahl bestärken!“, betont Tosca Müller, M.A., Koordinatorin des Mentoringreferats am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften. „Sie haben mit Italienstudien, Philosophie oder Theaterwissenschaft – um nur drei aus einer Vielzahl an geisteswissenschaftlichen Studiengängen zu nennen – ein Fach gewählt, das nicht auf einen konkreten Beruf hin abzielt. Dennoch werden sie im Laufe ihres Studiums zahlreiche Kompetenzen erwerben, die für das spätere Berufsleben unabdingbar sind und von möglichen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern gebraucht werden: Diese sind neben Fachkompetenz vor allem kreatives und lösungsorientiertes Denken, Selbstorganisation und Flexibilität“, so Müller weiter.
In welchen Bereichen all diese Kompetenzen einsetzbar sind, erfahren die Studierenden in den themenspezifischen Panels des Berufspraxistages, etwa „Öffentlicher Dienst/Politik“, „Literatur“, „Kultur“, „Journalismus“, „Nachhaltigkeit, Tourismus und Soziales“ oder auch „Film & Fernsehen“. Interessierte kommen bei Vorträgen und Workshops direkt mit Berufstätigen ins Gespräch, die größtenteils selbst ein geistes- oder sozialwissenschaftliches Fach studiert haben und/oder in einem der oben genannten Bereiche tätig sind. Neben praxisnahen Informationen und Erfahrungen aus erster Hand bietet der Berufspraxistag auch Bewerbungschecks sowie Trainings zu Gehaltsverhandlungen, Teamentwicklung oder Stressmanagement. Die Veranstaltung „Heureka! Berufsperspektiven für Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen“ wird im Rahmen des Mentoringprogrammes als Teil des Projekts „SUPPORT - Qualitätspakt für die Lehre“ organisiert und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Chancen besser als angenommen, aber ungleich
Wie die Beschäftigungssituation nach dem Studium der Geisteswissenschaften tatsächlich ist, haben unlängst zwei Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Stifterverbandes, gefördert von der Gerda Henkel Stiftung, ans Licht gebracht.
Hier einige Auszüge der Pressemitteilung der Gerda Henkel Stiftung: Insgesamt gestaltet sich die Beschäftigungssituation höchst unterschiedlich. Gemessen am Anforderungsniveau der Tätigkeit, an Führungsaufgaben und am monatlichen Nettoeinkommen stehen männliche und berufserfahrene Geisteswissenschaftler nahezu ebenso gut da wie der Durchschnitt aller Akademiker. Überdurchschnittlich gut schneiden promovierte Geisteswissenschaftler ab. Geisteswissenschaftlerinnen schaffen es meist nicht in für Akademiker übliche Positionen, selbst wenn sie Vollzeit arbeiten. Es gelingt nur einem kleinen Teil der jungen Bachelorabsolventen und der Geisteswissenschaftlerinnen, in gut dotierte Karrierepositionen aufzusteigen.
Ein weiteres Studienergebnis: Geisteswissenschaftler sind flexibel und lernfähig. Etwa jeder Zweite arbeitet in Berufen und Branchen, die nichts mehr mit dem geisteswissenschaftlichen Studium zu tun haben. Besonders groß ist der Sprung bei den Geisteswissenschaftlern, die in naturwissenschaftliche und informationstechnische Berufe gewechselt sind. Meist sind es aber Berufe mit kommunikativen Aufgaben oder im Dienstleistungssektor, beispielsweise Vertriebsmanager oder Personalverantwortlicher.
Mehr Chancen mit digitalen Kenntnissen
Grundsätzlich haben Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler viele Chancen in der Wirtschaft: Bereits heute sind sie in jedem vierten Unternehmen anzutreffen, bei großen Unternehmen sogar in vier von zehn. Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsfähigkeit zählen für die Unternehmen zu den wichtigsten überfachlichen Kompetenzen, die zudem mit der Digitalisierung noch wichtiger werden – und beide Fähigkeiten bringen Geisteswissenschaftler verstärkt mit.