Einblicke in die Arbeit des CALAS gab die Tagung “Krisen-Klima: Umweltkonflikte aus lateinamerikanischer Perspektive” Ende Januar 2020 an der Evangelischen Akademie Hofgeismar.
CALAS ist das erste und umfangreichste deutschlandweite Kooperationsprojekt mit Einrichtungen aus Lateinamerika: Das von vier deutschen und vier lateinamerikanischen Universitäten unter der Koordination der Universität Bielefeld aufgebaute Maria Sibylla Merian Center startete 2019 in seine Hauptphase, gefördert vom BMBF mit zwölf Millionen Euro. Interdisziplinär zusammengesetzte Forscherteams, zu denen im Wechsel bis zu 25 internationale Fellows eingeladen werden, erforschen dort gesellschaftliche Krisen in vier miteinander verbundenen Schwerpunkten: „Sozial-ökologische Transformation“, „Soziale Ungleichheiten“, „Gewalt und Konfliktlösung“ sowie „Identität und Region“. Im Mittelpunkt der Forschung steht, wie die Erfahrungen lokal, regional und global verflochtener Krisen und Veränderungsprozesse von verschiedenen Akteuren ausgelöst, wahrgenommen und reflektiert werden, aber auch welche Lösungsmöglichkeiten aus den jeweiligen Kontexten erwachsen.
Im Fokus: sozial-ökologische Transformation
Auf der interdisziplinären CALAS-Tagung stellten Expertinnen und Experten fast 90 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Thema „Krisen-Klima: Umweltkonflikte aus lateinamerikanischer Perspektive“ vor (siehe Programm). Die Tagung bildete den Auftakt zur CALAS Forschungsperspektive der sozial-ökologischen Transformation. „Diese steht ganz im Kontext des „Anthropozäns“, des neuen geologischen Zeitalters, in dem der Mensch zur den Planeten verändernden Kraft geworden ist. Hierbei spielt nicht nur der menschgemachte Klimawandel eine Rolle, sondern auch die Modifikation und Zerstörung ganzer Ökosysteme“, erklärt Prof. Dr. Eleonora Rohland, CALAS/CIAS, Universität Bielefeld.
„Mit Blick auf Lateinamerika fand nicht nur eine kritische Reflexion der Ressourcenausbeutung und des so genannten ‚Neoextraktivismus‘ statt, sondern es wurde auch diskutiert, inwieweit ökologische Prozesse soziale und politische Konflikte hervorrufen und verändern, fasst Rohland die Tagung zusammen und erläutert: „Vielfach wurde auf globale Produktions- und Konsumptionsmuster hingewiesen, die nicht nur Umweltverschmutzung und monokulturelle Nutzung von Böden bedingen, sondern auf vielfältige Weise auf die Staaten und Gesellschaften Lateinamerikas einwirken. Von der widersprüchlichen Bedeutung regenerativer Energieformen und nachhaltiger Waldnutzung bis hin zu einem neuen Wohlstandsverständnis und der Bedeutung von Zeit(-Armut) wurden in intensiven Debatten zwischen Teilnehmenden und Experten auch die Chancen und Grenzen von Alternativen ausgelotet. Die Tagung lieferte mit ihrem Fokus auf die Rolle Lateinamerikas im Anthropozän wichtige Forschungsimpulse aus den Geisteswissenschaften und aus dem Globalen Süden“.