Vom Kolleg ins Kinderzimmer: Neue Publikation „Wie die Sterne an den Himmel kamen. Elf Geschichten aus der Zeit unserer Vorfahren“
Am Bochumer Käte Hamburger Kolleg „Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa“ erforschen seit 2008 WissenschaftlerInnen aus aller Welt, wodurch sich Religionen entwickeln und weltweit ausbreiten. Ein spannendes Thema auch für Kinder, wie eine neue Publikation des Kollegs und das Interview mit einem der HerausgeberInnen, Prof. Dr. Kianoosh Rezania, Direktor des Kollegs, zeigen.
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Herr Professor Rezania, wie kam es zu der Idee, ein Kinderbuch herauszugeben?
Aufgrund eines persönlichen Erlebnisses: Einmal fragte mich meine damals fünfjährige Tochter, wie die Welt entstanden sei. Als Religionshistoriker dachte ich da sofort an viele spannende religiöse Weltentstehungsmythen. Aber in Buchhandlungen und Bibliotheken gibt es lediglich Kinderbücher über den christlichen Schöpfungsmythos. Die Koordinatorin des CERES-Wissenstransfers fand die Idee so gut, dass wir die Kinderbuchidee weiterentwickelten. Mit unseren internationalen KollegInnen vom Käte Hamburger Kolleg am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) setzten wir uns dann ans Schreiben.
Welche Herausforderungen galt es bei der Publikation zu bewältigen?
Klar ist es schwer, als Nicht-Kinderbuchautor ein Kinderbuch zu schreiben. Noch schwieriger ist das als Wissenschaftler, denn es gilt, den Spagat zwischen dem wissenschaftlichen Anspruch und einer kindgerechten Erzählweise zu schaffen. Trotz der notwendigen Vereinfachung soll ja alles richtig bleiben. Zudem tauchen in religiösen Entstehungsmythen immer wieder Themen wie Tod und Gewalt auf, die alles andere als kinderfreundlich sind. Hierfür eine kindgerechte Sprache zu finden, ist wichtig. Als Herausgebende versuchten wir, zwischen dem wissenschaftlichen Anspruch der AutorInnen und der kindgerechten Erzählung zu vermitteln. Deshalb holten wir uns Hilfe bei Lektorinnen, die auf Kinderbücher spezialisiert sind.
Die elf Geschichten des Buches drehen sich um Mythen zur Weltentstehung aus aller Welt. Was möchten Sie den Kindern mit auf den Weg geben?
Mit dem Buch möchten wir nicht nur Kindern erzählen, wie unsere Vorfahren über Anfang und Entstehung der Welt dachten, sondern ihnen so früh wie möglich die Vielfalt unserer Welt nahebringen: Es gibt eben nicht nur eine einzige Weltentstehungsgeschichte. Natürlich kann ein Kind eine Geschichte schöner finden als die andere und sogar an nur eine glauben – aber wir möchten den Kindern zeigen, dass die Entstehung unserer Welt ganz unterschiedlich gedacht werden kann. Das Buch möchte Kindern Toleranz gegenüber Vielfalt vermitteln.
Und worin unterscheiden sich die Geschichten?
Unter dem Einfluss der monotheistischen Religionen wie Judentum, Christentum und Islam denken wir sofort an einen Schöpfergott, der die Welt erschuf. Aber viele Geschichten im Buch erzählen von einem Zusammenspiel mehrerer Gottheiten. Einige Geschichten stellen die Weltentstehung nicht einmal als Schöpfungsakt dar, sondern als einen Prozess der Verformung von dem, was schon da war. Die Geschichten unterscheiden sich nicht nur regional, sondern berichten von total unterschiedlichen Prozessen. Bei der Auswahl der Kulturen und Religionen orientierten wir uns an der Expertise, die in unserem Kolleg vorhanden ist, und beschränkten uns auf die eurasische Region zwischen den zwei Inseln Japan und Island. Wir haben elf spannende Geschichten zusammengetragen, die wunderbar illustriert sind.
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