Die Stimme spüren lernen – Entwicklung eines Trainingsprogramms zur Stimmbildung an der Uniklinik Erlangen

In der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Universitätsklinikum Erlangen, befasst sich Dr. Anke Ziethe mit den Grundlagen der menschlichen Stimmgebung. Im Rahmen ihres Forschungsprojektes, das durch das Programm „Kleine Fächer – Große Potenziale“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird, entwickelt sie ein innovatives Trainingsprogramm zur Stimmbildung.

Anke Ziethe beim Eigentraining der Stimme; © Jörg Ziethe

Dr. Anke Ziethe beim Eigentraining der Stimme

Jörg Ziethe

„Laut, leise, hoch oder tief – ob wir den Ton, den wir mit unserer Stimme erzeugen, nicht nur hören, sondern auch spüren können, hängt von der Fähigkeit der kinästhetischen Wahrnehmung ab, eine Art Bewegungsempfindung – in diesem Fall des Kehlkopfs und der Stimmbänder“, erklärt Dr. Anke Ziethe, „Je besser unsere kinästhetische Wahrnehmung ist, desto besser funktioniert auch die kinästhetische Steuerung – also unser Einfluss auf den produzierten Ton, selbst wenn wir ihn nicht hören. Diese kinästhetische Fähigkeit ist bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt und lässt sich trainieren“. Eine gute Nachricht, zum Beispiel für Menschen mit einer Stimmstörung, die sich schlecht wahrnehmen können und die auch in einer lauten Umgebung ihre Stimme besser steuern können möchten.

Research Award Zertifikat; © Ziethe

"Spasmodic Dysphonia Research Award" für Anke Ziethe, Ulrich Hoppe, Christopher Bohr, Michael Döllinger

Ziethe

Bei einer Stimmstörung, etwa bei Heiserkeit, ist die Rückfallquote der Patienten hoch. Ein möglicher Grund dafür ist, wie Ziethes bisherige Studien zeigen, dass die auditiven und kinästhetischen Feedbackmechanismen nicht ausreichend greifen. Daher entwickelt sie nun ein neuartiges Trainingsprogramm für ebendiese Mechanismen, inklusive App mit Übungen zum Eigentraining.

Derzeit laufen die Tests mit 20 bis 40 Personen. Zur Analyse der Ausgangssituation führt Ziethe eine umfassende Diagnostik durch, also wie die Stimme klingt, wie gut die Person sie beherrscht und wie gut die auditive und kinästhetische Steuerung gelingt. Dann trainieren die Probanden und Probandinnen ihre Stimme ohne sie zu hören (Kopfhörer und Störgeräusch), fünf Wochen lang zweimal pro Woche – frei nach dem Motto: Wer nicht hören kann, muss fühlen. Wie gut dies gelingt, zeigen die Messungen nach der Trainingsphase und noch einmal nach drei Monaten, um den nachhaltigen Trainingserfolg der erlernten Fähigkeiten zu überprüfen.

„Mit meiner Forschung möchte ich die Versorgung stimmerkrankter Patienten verbessern“, sagt Ziethe. „Zudem kann das Eigentraining auch zur Prävention von Stimmstörungen oder bei Sängern und Sprechern zur Stimmbildung eingesetzt werden – ganz einfach per App!