Datum: 07.05. - 09.07.2020
Uhrzeit: 17 Uhr
Veranstaltungstitel: Ethology: Claims and Limits of a Lost Discipline – Podcast Series
Veranstaltungstyp: Sonstige
Veranstalterkategorie: Förderprojekte
Veranstalter: Martin Roussel (Internationales Kolleg Morphomata, Universität zu Köln)
Ort: Online
Mehr zur Veranstaltung:
Als die Werner-Reimers-Stiftung im Jahr 1977 ein Kolloquium zur ‚Human Ethology‘ veranstaltete, ging es um ‚Claims and Limits of a New Discipline‘. ‚Human Ethology‘: Das war der Versuch, die Verhaltensbiologie von Jakob von Uexküll bis Konrad Lorenz aus dem Bereich der Biologie und insbesondere der Beschreibung tierischen Verhaltens auf den Menschen und mithin sozialwissenschaftliche Paradigmen zu übertragen. Als neue Metawissenschaft vom Menschen hat sich die Ethologie nicht etablieren können; gleichwohl konnte die anti-behavioristische Stoßrichtung der Ethologie Impulse für ein anthropologisches Forschungsfeld geben, das zwischen Philosophischer Anthropologie, den empirisch-ethnologischen Anthropologien sowie einer radikalen Infragestellung der Vorrangstellung anthropologischen Wissens – von Hegels Gesc hichtsphilosophie bis zur von Foucault angestoßenen Debatte um das ‚Ende des Menschen‘ – in Bewegung geraten war. Ansätze, die Problemstellung einer Ethologie zu formulieren, von Jean-Luc Nancys Ethologie des Mit-Seins“ bis hin zu Gilles Deleuzes Akzentuierung der ethologischen Tradition von Spinoza bis Uexküll, lassen sich nicht nur auf aktuelle Forschungsdiskussionen wie (so vor allem von Giorgio Agamben ausgearbeitet) das einer dem Leben inhärenten Form oder den in Analogie zur phänomenologischen Lebenswelt konzipierten Begriff des Lebenswissens beziehen, sondern werfen eine Reihe an historischen wie systematischen Fragen auf: • nach der Bedeutung ethologischer Ansätze für eine Theorie des Subjektes bzw. subjektiven Handelns • nach dem Verhältnis der Ethologie zu empirischen Anthropologien einerseits, zur Philosophischen Anthropologie andererseits • nach der Affinität der Künste und der Literatur zu einer Ethologie, das heißt einerseits nach einem ethologischen Verständnis von Künsten (als Ensemble von Kräften) und andererseits danach, inwieweit eine Ethologie in besonderer Weise auf ästhetische Darstellungesmodi zurückgreift • nach den Abgrenzungen von Ethologie als Körperwissen zu Poetologien des Wissens • nach der Bedeutung ethologischer Ansätze für je einzelne fachliche Disziplinen • nach einem ethologischen Verständnis von Gemeinsinn, Gemeinschaft und Pluralität, mithin die Valenz der Ethologie für ein Verständnis des Politischen und der Demokratie • nach der Bedeutung der Ethologie für eine „Dekonstruktion des Christentums“ (Nancy) bzw. eine genuin immanente Zeitdimension von Körpern (Deleuze).