Abschlusstagung “Ressentiment als affektive Grundlage von Radikalisierung”
BMBF-Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“, 2021-2025
BMBF-Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“, 2021-2025
Wer sich mit Fragen zur Radikalisierung befasst, vernimmt immer wieder den Begriff des ‚Ressentiments‘. Wie aber genau ist es strukturiert? Wie funktioniert es im Kontext von Radikalisierung? Ein vierjähriges interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Uni Münster hat sich diesen Fragen erstmals ausführlich wissenschaftlich gestellt. Es hat untersucht, inwieweit die Affektlage des Ressentiments einen Nährboden für Polarisierungs- und Radikalisierungsprozesse unter Muslim*innen in Deutschland bilden kann. In drei qualitativen Teilprojekten wurden über 160 leitfadengestützte Interviews mit Muslim*innen in türkisch- und arabischstämmigen Milieus geführt. In die Befragung des quantitativen Teilprojekts waren 1.887 Muslim*innen einbezogen.
Nun liegen die Ergebnisse vor. Sowohl die qualitativen als auch die quantitativen Befragungen haben ergeben, dass bei Muslim*innen in Deutschland eine Gefühlslage vorliegt, die sowohl durch Zufriedenheit mit dem Leben in Deutschland als auch durch Unzufriedenheit gekennzeichnet ist. Auf Diskriminierungs- und Kränkungserfahrungen reagiert die Mehrheit differenziert. Dies betrifft vor allem die persönliche bzw. situationsgebundene Ebene. Weniger Gelassenheit und Souveränität zeigen sie, wenn es um stellvertretende bzw. nicht-situationsgebundene Diskriminierungsnarrative geht. In einem engen Zusammenhang damit steht die Herausbildung einer Affektlage des Ressentiments. Die persönliche Diskriminierungserfahrung spielt hier keine signifikante Rolle; anders verhält es sich mit stellvertretenden Diskriminierungsnarrativen, die sich auf die muslimische Gemeinschaft beziehen. Sie tragen erheblich zur Entstehung einer Affektlage des Ressentiments bei. Und schließlich zeigen die Ergebnisse, dass das Ressentiment einen zentralen Anteil an der Radikalisierung mit Gewalt und ohne Gewalt nimmt.
Die Abschlusstagung verfolgt ein doppeltes Ziel: Zunächst möchte die Forschungsgruppe, zu der Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Prof. Dr. Detlef Pollack, Prof. Dr. Levent Tezcan, Dr. Olaf Müller, PD Dr. Evelyn Bokler-Völkel, PD Dr. Sarah Demmrich sowie PD Dr. Özkan Ezli gehören, die Forschungsergebnisse der einzelnen Teilprojekte sowie übergreifende Überlegungen vorstellen. Über diese Befunde soll mit Wissenschaftler*innen, die zu ähnlichen Themen arbeiten, sowie mit Praktiker*innen aus der Integrationsarbeit und Gewaltprävention diskutiert werden. Dabei soll es darum gehen, sowohl die wissenschaftliche Diskussion voranzubringen als auch Implikationen für die Radikalisierungsprävention aufzuzeigen.
Um eine Anmeldung per E-Mail wird gebeten: islam.politik@uni-muenster.de
Die Teilnahme ist kostenlos.
Bei Rückfragen ist die Forschungsstelle „Islam und Politik“ telefonisch unter 0251 / 83-26123 zu erreichen.