Junge Menschen in Europa beschäftigt es: Die Kriegsgefahr in Europa ist durch den Ukraine-Krieg enorm gestiegen und greifbar geworden. Ist eine Konsequenz, dass die Wehrpflicht in Deutschland bald zurückkommt?
Offiziell ist die Wehrpflicht nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Erik Koszuta - Host einer neuen Folge Past Forward - beantwortet sehr persönlich, ob er bereit ist für den Dienst an der Waffe. Bei seiner Recherche erfährt er, von zahlreichen Diskussionen rund um die Wehrpflicht, spricht mit Expert:innen und mit Menschen, die an einer Kriegsfront gekämpft haben. Würde auch Erik für anderthalb Jahre in eine Kaserne gehen? Würde er überhaupt bereit sein, eine Waffe in die Hand zu nehmen, um zu töten?
Karl-Theodor zu Guttenberg, ehemaliger Bundesverteidigungsminister
2011 wurde all das ausgesetzt, weil zu aufwendig und zu teuer. Die Bundeswehr musste sparen und sollte zu einer effizienten Berufsarmee umgebaut werden.
Karl-Theodor zu Guttenberg war zu der Zeit Verteidigungsminister und erzählt Erik, dass eine Wehrpflicht viele Milliarden kostet, wenn sie wirklich effektiv sein solle. In Anbetracht aktueller Kriegsgefahren, unter anderem durch Russland, hält er eine gut aufgestellte Berufsarmee noch für den besseren Weg.
Zwei Front-Soldat:innen aus der Ukraine
Melanka und Petro aus der Ukraine haben nicht nur ihren Wehrdienst in der Ukraine abgeleistet, sie sind auch freiwillig an die Front gegangen. Sie erzählen Erik, wie schwer es war, das eigene Kind bei der Großmutter zurückzulassen, um für die eigene Heimat zu kämpfen. Petro bezahlte den Kriegsdienst an der Waffe mit einer schweren Verletzung am Bein.1
Einer der ersten Zivildienstleistenden von 1961
Einer der ersten, der in Deutschland den Wehrdienst verweigern konnte, ist Peter Grohmann. Er gehörte 1961 zu den ersten Zivildienstleistenden in der noch jungen Bundesrepublik – eine Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, in der man als Verweigerer abfällig beäugt wurde. Erst ab den 1980er Jahren wurden „Zivis“ zunehmend als „Helden des Alltags“, also als wichtiger Mehrwert für die Gesellschaft angesehen. Der heutige Pflegenotstand ist daher teilweise zurückzuführen auf die seit 2011 fehlenden Zivis.
Wehrdienst in der DDR – direkt an der innerdeutschen Grenze
Auch Erik Koszutas Vater musste an der Waffe dienen, aber nicht in der Bundeswehr, sondern in der Nationalen Volksarmee der DDR (NVA). Kurz vor der Friedlichen Revolution 1989 wurde er eingezogen und musste seinen Dienst sogar an der innerdeutschen Grenze absolvieren, also dort, wo bis zum Schluss Schießbefehl auf Flüchtlinge galt. Eriks Vater erzählt von Drill und unangenehmen Erlebnissen, die ihn bis heute nicht loslassen. Schließlich war die DDR eine Diktatur mit Wehrkunde-Unterricht in der Schule. Wer studieren wollte, musste auf jeden Fall an die Waffe, und das mindestens zwei Jahre lang. Den Kriegsdienst zu verweigern, eigentlich unmöglich. Wer es dennoch schaffte, musste als Bausoldat 18 Monate hart schuften.
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