PUBLIKATION: Zwischen Verzahnung und Autonomie. Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis im Themenfeld Rechtsextremismus – aus Sicht der Praxis

Wie sieht gelungener, wechselseitiger Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis im Themenfeld Rechtsextremismus aus? Welche konkreten Bedarfe formulieren Praxisakteur*innen an einen gelungenen Wissenstransfer? Diese und weitere Fragen diskutieren wir in diesem Short Report der Plattform Transfer des Wi-REX auf der Grundlage einer umfangreichen Befragung von Praxisakteur*innen.

Im Jenaer Teilprojekt des Wissensnetzwerks Rechtsextremismus (Wi-REX) wurden im Juli 2024 ein erster Ergebnisbericht einer Befragung von über 220 Praxisakteur*innen im Themenfeld Rechtsextremismus veröffentlicht. Der Short Report "Zwischen Verzahnung und Autonomie" von den Autor*innen Viktoria Kamuf und Matthias Meyer beleuchtet Möglichkeiten und Herausforderungen des Wissenstransfers im Themenfeld Rechtsextremismus aus Sicht der Praxis. Unsere Analyse verdeutlicht, dass die Rechtsextremismusforschung prinzipiell eine hohe Relevanz für verschiedene Tätigkeitsfelder hat, von der kommunalen Beratung über die Präventions- und Deradikalisierungsarbeit bis hin zur (politischen) Bildungsarbeit und zivilgesellschaftlichem Engagement. Wie die verschiedenen Wissensbestände aus Wissenschaft und Praxis zusammengeführt werden und in Austausch kommen, hängt jedoch von effektiven Formaten des Transfers ebenso wie von produktiver Zusammenarbeit ab. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen zunächst, dass Praxisakteur*innen ihr Wissen darüber, wo sie aktuelle Erkenntnisse aus der Rechtsextremismusforschung finden können, als gut einschätzen und diese Erkenntnisse auch überwiegend als zugänglich und verständlich bewerten. Sie sind jedoch meistens nicht gezielt für die Praxis aufbereitet. Ein großes Problem ist zudem der Zeitmangel – weniger als jede achte befragte Person gibt an, genügend Zeit für die Konsultation von Forschungsergebnissen zu haben. Darüber hinaus gibt eine Mehrheit der Befragten an, dass Praxiswissen nicht ausreichend in der Rechtsextremismusforschung berücksichtigt wird. Auch fehlt Befragten in der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft eine Begegnung auf Augenhöhe. Insgesamt wird für eine stärkere Anerkennung unterschiedlicher Wissensbestände sowie für ein prozessuales Verständnis von Transfer plädiert, das in anwendungsbezogenen Forschungsprojekten von Anfang an mitgedacht und von Fördermittelgeber*innen gezielt gefördert wird. Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll das Wie des Wissenstransfers in verschiedenen Austauschformaten zwischen Wissenschaft und Praxis weiterdiskutiert werden. Eine Gelegenheit dafür bietet die Transfertagung des Wi-REX am 5.-6.11. in Erfurt: https://www.idz-jena.de/vadet/wi-rex-transfertagung-rechtsextreme-einflussnahmen. Für Fragen können Sie sich gern an das Team des Wi-REX unter wi-rex@idz-jena.de wenden.