27. Oktober 2023, 9:45 - 17:00 Uhr | Haus der Katholischen Kirche Stuttgart | Königstraße 7 | 70173 Stuttgart
Bahn und Busse, Krankenhäuser und Pflegeheime, psychologische Beratungsstellen und ambulante Gesundheitsversorgung, Wasser- und Stromversorgung, Telefon und Internet versorgen Menschen, verbinden sie untereinander und prägen ihren Alltag. Aufgrund öffentlicher Infrastrukturen stehen diese und andere Güter und Dienstleistungen zur Verfügung. Auf sie sind die Menschen alltäglich angewiesen. Ohne sie würde wenig bis gar nichts funktionieren, wären Wirtschaft und Staat, wären auch Kunst und Wissenschaft nicht möglich. Zugleich ordnen öffentliche Infrastrukturen die Lebensführung der Menschen und ihre sozialen Beziehungen und Netzwerke. Sie weisen ihnen soziale Positionen und damit ihre Stellung und ihren Ort in der Gesellschaft zu. Indem öffentliche Infrastrukturen ›gemacht‹ werden, wird Gesellschaft ›gemacht‹. Wie öffentliche Infrastrukturen ›gemacht‹ werden, welche Gesellschaft dadurch entstehen soll und wie der Staat deren Einrichtung und deren Fortbestand gewährleistet, darüber wird in politischen Auseinandersetzungen gestritten. Infrastrukturpolitik ist damit eine der wirksamsten Formen, die gesellschaftliche Entwicklung zu beeinflussen und der kommenden Gesellschaft Gestalt zu geben. Das, was Gemeinwohl genannt wird, spielt gerade in diesen Auseinandersetzungen eine Rolle – und bekommt in den Auseinandersetzungen um Infrastrukturen eine Bedeutung. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt »Gemeinwohl-relevante öffentliche Güter. Die politische Organisation von Infrastrukturaufgaben im Gewährleistungsstaat« an der Universität Tübingen untersucht seit mehreren Jahren solche Infrastrukturkonflikte. Das Projekt fokussiert auf die Politikfelder, in denen es um die Gewährleistung von sauberer Luft und bezahlbarem Wohnen vor allem in Städten und um die ambulante medizinische Versorgung im ländlichen Raum geht. Ergebnisse des Projektes werden im Rahmen der Tagung vorgestellt. Die Tagung für Praktiker*innen, Theoretiker*innen und Verantwortliche der Politischen Bildung will so das Thema der Infrastrukturpolitik für die Politische Bildung erschließen und einen wechselseitigen Transfer zwischen Forschung und Politischer Bildung anstoßen. Sie geht der Frage nach, wie politische Dimensionen der öffentlichen Mobilität, der Wasser- und der Stromversorgung, des Wohnens und der medizinischen Versorgung in der Politischen Bildung thematisiert und analysiert werden können. Sie sucht nach Ansätzen, auf das politische Engagement zu gemeinsam genutzten Infrastrukturen vorzubereiten, es zu reflektieren und dafür zu qualifizieren.