Migration und Geschlecht. 29. Jahrestagung des Arbeitskreises Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit

Weibliche Migration in der Frühen Neuzeit: Forschungsansätze, Herausforderungen und Handlungsspielräume – Ein interdisziplinärer Austausch über die Dimensionen weiblicher Migration und Geschlechtergeschichte.

24. Oktober - 26. Oktober 2024 | Stuttgart

Die Tagung „Migration und Geschlecht“ beleuchtete die unterrepräsentierte weibliche Migration in der Forschung und betonte die Bedeutung geschlechtergeschichtlicher Perspektiven. In sieben Vorträgen, einer Keynote, einer Laudatio und einem Round-Table-Gespräch wurden unterschiedliche Migrationsformen von Frauen in der Frühen Neuzeit untersucht, wobei verschiedene Themen wie soziale Stigmatisierungen, Konflikte, Heiratsmigration und familiäre Netzwerke behandelt wurden.

Antje Flüchter plädierte für intersektionale Ansätze in der Forschung, die Wechselwirkungen von Unterdrückungskategorien und gesellschaftliche Asymmetrien analysieren. Katharina Beiergrößlein und Jürgen Lotterer stellten die „Deserta“ vor, eine Figur von verlassenen Ehefrauen, die einerseits stigmatisiert wurden, aber auch mehr Freiheiten erhielten. Claudia Opitz-Belakhal zeigte, dass Migration im Basler Bürgertum nicht einfach in Männer- und Frauenmigration unterteilt werden kann, sondern als eine Strategie zur Familien- und Haushaltsplanung zu verstehen ist.

Weitere Vorträge befassten sich mit individuellen Migrationsgeschichten, etwa von Anna Margaretha Wiedemann, die in Frankfurt aufgrund ihrer erfolgreichen heilkundlichen Praxis als Frau aus dem Beruf verdrängt wurde. Eva Seemann beleuchtete die Heiratsmigration im 17. Jahrhundert nach Neufrankreich, wobei junge Frauen als Bräute für französische Siedler in die Kolonien geschickt wurden, was unterschiedliche Reaktionen in der Gesellschaft hervorrief. Teresa Schröder-Stapper untersuchte die Migration einer Frau aus Deutschland nach Amerika und die Schwierigkeiten, ihre Geschichte anhand der Quellen zu rekonstruieren.

Tobias Oswald analysierte den Warenaustausch und die familiären Verbindungen zwischen Luzern und Neuspanien, wobei er die familiäre Stabilisierung durch Kommunikation und Geschenke betonte. Das abschließende Round-Table-Gespräch unterstrich die Notwendigkeit einer Dezentrierung des Blicks und der Berücksichtigung von Mikro- und Lokalgeschichte, um die Agency von Frauen in der Migrationsgeschichte zu erfassen.

Die Tagung zeigte, dass es notwendig ist, neue methodische Ansätze wie Mikrogeschichte, Emotionsgeschichte und intersektionale Perspektiven zu verwenden, um die komplexe Dimension weiblicher Migration in der Frühen Neuzeit zu erforschen und zu verstehen.