Am 23. und 24. August 2022 kamen auf Einladung des BMBF und DLR-Projektträgers die aktuell geförderten neun eHeritage-Projekte zu einer Statustagung in Bonn zusammen. Ziel war es, die Vernetzung der aktuell laufenden Projekte zu fördern und die inhaltliche Diskussion zu Fragen von Metadaten und Präsentation der Digitalisate anzuregen - Themen, die von den Projekten selbst ausgewählt wurden.
An der Statustagung nahmen etwa 20 Teilnehmende aus den laufenden neun Projekten teil. Darüber hinaus waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus drei bereits abgeschlossenen eHeritage Projekten der ersten Ausschreibung eingeladen. Diese drei abgeschlossenen Projekte gaben praxisnahe Einblicke in die Digitalisierung ihrer ganz unterschiedlichen Objekte (Kreiselmodelle aus der Physik, die nun u.a. als 3D-Modell und als Volumenscan vorliegen, ethnografische 16 mm Stummfilme und 16 mm Filme mit Tonspur, die im AV-Portal der TIB als Digitalisat zur Verfügung stehen, Druckgrafiken, die als qualitativ hochwertige 2D-Digitalisate online zur Verfügung stehen) inklusive „Lessons Learnt“.
In einem Eröffnungsvortrag berichteten Philippe Genêt und Claudia Effenberger von der Deutschen
Nationalbibliothek zum einen von Möglichkeiten für die Präsentation von Digitalisaten bei der Deutschen Digitalen Bibliothek und gaben zum anderen Einblick in ihre Erfahrungen mit dem Kulturdaten-Hackathon „Coding da Vinci“. Sie machten deutlich, dass die Bereitstellung von Kulturerbe-Daten unter offener Lizenz Anschlussmöglichkeiten für kreative Ideen auch mit ganz anderen disziplinären Bereichen bieten kann.
Während der erste Tag vor allem klassische Präsentationen mit anschließenden Frage-Antwortrunden bot, war der zweite Tag als World-Café gestaltet und damit vor allem dem Austausch, der Diskussion und der inhaltlichen Vernetzung gewidmet.
Die wichtigsten inhaltlichen Debatten
Langzeitarchivierung
Das Thema Nachhaltigkeit wurde sehr umfassend aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert, wobei immer wieder insbesondere die Langzeitarchivierung der produzierten Digitalisate und Metadaten nach Projektende zur Sprache kam.
Nachnutzung, Verwertung von Projektergebnissen oder auch strukturelle Wirkungen
Die wissenschaftliche Nachnutzung und Anschlussfähigkeit von Projekten ist stark institutionell geprägt und auch an Personen gebunden: Es benötigt Personal und inhaltliche Kenntnis der Digitalisate, um diese nach Projektende Interessierten zur Verfügung zu stellen und damit ihre Verbreitung zu stärken.
Kleinere Einrichtungen
Kleinere Einrichtungen haben es besonders schwer bei der dauerhaften Bereitstellung von Digitalisaten. Das betrifft die langfristige fachlich-inhaltliche als auch die technische Betreuung einer Sammlung.
Interdisziplinarität
Digitalisierungsprojekte sind interdisziplinäre Projekte. Verschiedene Themen, darunter bspw. Langzeitarchivierung, erfordern Spezialkenntnisse, die für die WissenschaftlerInnen nicht unbedingt Alltagsgeschäft sind.
Mehrsprachigkeit in Metadaten
Um fachliche „Blasen“ möglichst zu vermeiden und in einem trans- und interdisziplinären Wissenschaftssystem auch von fachfremden KollegInnen genutzt zu werden, sollten Digitalisierungsprojekte sich der Spezifik eines jeweiligen Metadatenvokabulars bewusst sein und dessen Wahrnehmung über die eigene Fachsprache hinaus in die Projektplanung einbeziehen. Gerade die Mehrsprachigkeit eines Vokabulars kann hier Wände einreißen.
Ethische Aspekte in Digitalisierungsprojekten
In den sehr unterschiedlich gelagerten Projekten tauchten auch ethische Aspekte bei der Diskussion von Meta-daten und Präsentationsfragen auf. Dabei sind häufig rechtliche Fragestellungen betroffen. Es wurden aber auch Fragen der postkolonialen Einordnung debattiert, die über juristische Fragen hinaus gehen, darunter Fragen der Rücksichtnahme bei der Darstellung – aus religiösen oder auch aus antidiskriminierenden Motiven heraus. Hier gilt es Sensibilität für zukünftige Projekte herzustellen und ggf. Erfahrungswerte bereitzustellen.
Reproduktion von diskriminierenden Aussagen in kontrollierten Vokabularen
Ein ethischer Spezialfall ist die Vervielfältigung bestehender Vorurteile einer Mehrheitsgesellschaft über den Weg scheinbar „objektiver“ kontrollierter Metadatenvokabulare: Empfehlenswert ist es daher, auch Vokabulare vor ihrer Nutzung kritisch in Hinblick auf ggf. vorhandene herabwürdigende oder eurozentrische Formulierungen zu prüfen.
Institutionelle Bedingungen für Infrastrukturleistungen
Vermehrt wurde die Frage debattiert, an welchen Stellen es eine zentrale Infrastruktur braucht, um bestimmte – wiederkehrende – Aufgaben in einer Einrichtung zu betreuen, die womöglich über das Projektende hinausgehen. Dabei ging es auch um die Frage, welche Einrichtungen hier möglicherweise bereits Expertise dauerhaft aufgebaut haben und diese anderen zur Verfügung stellen können.
Sichtbarkeit und Anschluss
Sowohl die Nachnutzung als auch die Sichtbarkeit – über Fachgrenzen hinweg – hängen entscheidend von der Zugänglichkeit und Bekanntheit des Präsentationsportals ab. Die Nachnutzung durch externe WissenschaftlerInnen und weitere Interessierte wird durch die Bereitstellung von Derivaten der Digitalisate in einem weit bekannten und zugänglichen Portal entscheidend gestärkt.
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