Die Bundesregierung richtet ihre Forschungs- und Innovationspolitik neu aus und erarbeitet derzeit die "Zukunftsstrategie Forschung und Innovation". Diese ersetzt die Hightech-Strategie 2025. Mit der Zukunftsstrategie will die Bundesregierung die Forschungs- und Innovationspolitik weiterentwickeln, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern, die Resilienz der Gesellschaft zu stärken und die eigene Wirtschaftskraft zu gewährleisten. Damit trägt die Bundesregierung zur Bewältigung der gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen bei – und übernimmt Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen.
Das Kapitel „Gesellschaftliche Resilienz, Vielfalt und Zusammenhalt stärken“ befasst sich mit den vielfältigen Herausforderungen, vor denen die freiheitlich-demokratischen Gesellschaften in Deutschland und Europa stehen: Ob Klimawandel, Digitalisierung oder Alterung der Gesellschaft – tiefgreifende Entwicklungen verlangen nach neuen Antworten. Zudem fordern unerwartet krisenhafte Entwicklungen wie die Covid-19-Pandemie und der völkerrechtswidrige russische Angriff auf die Ukraine Staat und Gesellschaft zusätzlich heraus. Das Modell der freiheitlichen Demokratie steht dabei im Systemwettbewerb mit autoritären Systemen und extremistischen Aktivitäten, die gesellschaftsspaltende und antidemokratische Ziele verfolgen. Zugleich aktivieren diese Entwicklungen auch Potenziale in Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, um Lösungen für drängende Probleme zu entwickeln.
Erfahren Sie in diesem Rückblick auf das Jahr 2022, welchen Beitrag die Geistes- und Sozialwissenschaften zum Verständnis aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen leisten.
Am Puls der Zeit
Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022, die Covid-19-Pandemie, die Klima- und Energiekrise, die durchdringende Digitalisierung oder auch die Alterung der Gesellschaft – Deutschland und Europa stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Es gibt viele Beispiele, die belegen, wie bedeutend Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften für das Verständnis aktueller Herausforderungen ist.
Seit der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich die Welt tiefgreifend verändert: Für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) markierte der Angriff eine „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“. Seither stehen Forschungsvorhaben zur gesamten Region Ost- und Ostmitteleuropa sowie die geopolitischen und gesellschaftlichen Folgen, die sich weltweit aus diesem Krieg ergeben, stärker als bisher im Fokus. Das Special „Die Hintergründe und Folgen des Ukraine-Kriegs analysieren – welchen Beitrag leisten die Geistes- und Sozialwissenschaften“ bringt Perspektiven von namhaften Expert/innen aus verschiedenen Disziplinen zusammen. Ergänzend dazu berichten ukrainische Gastwissenschaftler/innen am Leibniz-Institut für Ost-und Südosteuropaforschung in Regensburg (IOS) darüber, wie sie ihre wissenschaftliche Tätigkeit in Deutschland fortführen und woran sie arbeiten.
Im April 2022 startete das BMBF-geförderte Kompetenznetz „Kooperation und Konflikt im östlichen Europa. Die Folgen der Neukonfiguration politischer, ökonomischer und sozialer Räume seit dem Ende des Kalten Krieges“ (KonKoop). Ziel ist es, die in Deutschland zerstreute Forschung zu Kooperation und Konflikten im östlichen Europa zu vernetzen und zu intensivieren. Damit stärkt das BMBF die Friedens- und Konfliktforschung mit Blick auf das östliche Europa insgesamt. Ein besseres Verständnis der Region trägt dazu bei, Krisen und Kriege besser einzuordnen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.
Ein weiteres Special befasst sich mit „Digitalen Innovationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften“. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben sie verstärkt Einzug in die Wissenschaft – und in Medien und Museen – gefunden und auch die interdisziplinäre Forschung vorangebracht. Welche Chancen die Digital Humanities eröffnen, zeigt etwa das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Valentin3D“. Die Forschenden vermessen die Ruinen des U-Boot Bunkers „Valentin“ bei Bremen-Farge, eines der größten Rüstungsprojekte im nationalsozialistischen Deutschland, durch Luft-, Boden- und Unterwasserroboter, um sie für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
2022 stand weiterhin unter dem Zeichen der Covid-19-Pandemie, die auch als Forschungsgegenstand Einzug in verschiedene Projekte fand. Eines davon ist der interdisziplinäre BMBF-Verbund „Welterzeugung („worldmaking“) aus globaler Perspektive: ein Dialog mit China“. Seit 2020 untersucht er bestehende Auffassungen von der Welt und Praktiken von Welterzeugung, zum Beispiel mit Blick auf Chinas „Null-COVID“-Strategie während der 24. Olympischen Winterspiele 2022.
Im Dialog mit der Gesellschaft
Ein erfolgreicher Beitrag der Wissenschaft zur gesellschaftlichen Resilienz und Entwicklungsfähigkeit setzt einen gelingenden Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in Gesellschaft und Politik voraus. Gleiches gilt für den Austausch über die Implikationen dieser Erkenntnisse und gesellschaftliche Diskurse. Dabei sind Wissenschaftskommunikation und -journalismus essentielle Voraussetzungen für den öffentlichen Diskurs über wissenschafts- und innovationsbezogene Themen.
„Dialogformate wie Wissenschafts-Festivals bieten Raum für alle Interessierten, mehr darüber zu erfahren, was Forschende herausgefunden haben. Aber auch Raum, sich einzubringen mit Alltagserfahrungen und Perspektiven aus allen Teilen der Welt“, betont Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrem virtuellen Geleitwort.
Wie bewältigen wir die Klimakrise? Was bedeutet Solidarität im Angesicht so vieler globaler Herausforderungen? Wie kann aus Wissen praktisches Handeln werden? Unter dem Motto #ClimateSolidarities lud das Leipziger Wissenschaftsfestival Globe22 vom 10. bis 15. Oktober 2022 dazu ein, bei rund 40 Veranstaltungen mit Forschenden über die Klima- und Energiekrise zu diskutieren. Veranstaltet wurde das Globe22-Festival vom Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe) der Universität Leipzig (www.globe-festival.de).
Wissenschaftskommunikation und Transfer
Wissenschaftskommunikation und Transfer sind auch die Top-Themen in der Wissenschaftscommunity. Daher hat das Portal zum Rahmenprogramm Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) den neuen Bereich „Wissenschaftskommunikation“ eingerichtet, mit Praxistipps von und für Forschende aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Bei Peer-Learning Workshops erhalten Wissenschaftler:innen die Möglichkeit, konkrete Strategien, Umsetzungsfragen und Erfolgsbeispiele aus der Praxis miteinander zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Der Fokus liegt auf Praxisbeispielen aus den geförderten GSW-Projekten, die vielfältige Kommunikationsmaßnahmen umsetzen: angefangen von Ausstellungen über Videos und Podcasts, Science Slams und Kinderunis bis hin zu Wissenschaftsfestivals.
Auch für das Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research (c:o/re) an der RWTH Aachen spielt Wissenschaftkommunikation eine zentrale Rolle. Es untersucht die Beziehungen zwischen Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft – mit dem Ziel, eine Drehscheibe für den akademischen Austausch zu sein und Einblicke in die Veränderungen in Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen. Damit dies noch besser gelingt, hat c:o/re in Zusammenarbeit mit Wissenschaft im Dialog einen zweitätigen Hackathon Science Communication durchgeführt – und die Erkenntnisse zur Planung von Formaten der Wissenschaftskommunikation auf den GSW-Portal geteilt.
Ein weiteres Beispiel dafür, exzellente GSW-Forschung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, ist der Akademientag. Unter dem Motto „Musik und Gesellschaft“ luden die acht Akademien der Wissenschaften, die in der Akademienunion zusammengeschlossen sind, am 6. Oktober 2022 zum Akademientag 2022 nach Leipzig ein. Sie brachten die Forschung auf die Bühne und veranstalteten ein großes Fest der Musik. Auch über die Musikausgaben hinaus erschließt und sichert das Akademienprogramm mit seinen derzeit 128 Vorhaben mit 188 Arbeitsstellen das kulturelle Erbe weltweit (siehe auch Einblicke in das Akademienprogramm auf dem GSW-Portal).
Kooperation und Zusammenhalt
Die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen ist mit grundlegenden Transformationsprozessen verbunden, die bisherige Strukturen in Frage stellen und Lebenswelten jeder und jedes Einzelnen betreffen. Angesichts dieser Herausforderungen ist gesellschaftliche Resilienz von überragender Bedeutung. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit einer Gesellschaft, externe und interne Störeinflüssen zu widerstehen bzw. sich daran anzupassen und dabei ihre Funktionsfähigkeit zu erhalten oder möglichst schnell wiederzustellen. Die GSW-Forschung leistet dazu einen großen Beitrag.
In aktuellen Krisen ist das Spezialwissen der Kleinen Fächer besonders gefragt, zum Beispiel, wenn um Flucht, Migration und gesellschaftlichem Zusammenhalt geht. Das BMBF-Verbundprojekt „Postmigrantische Familienkulturen“ (POMIKU) der HAW Hamburg, Universität Hamburg und Lenzsiedlung e.V. hat das Zusammenleben in der Großwohnsiedlung Lenzsiedlung in Hamburg-Eimsbüttel erforscht. Wie unter einem Brennglas lässt sich dort die jüngere Sozial- und Migrationsgeschichte Deutschlands ablesen. In den knapp 1300 Haushalten leben über 2500 Menschen aus mehr als 60 Nationen. Über 70 Prozent haben einen Migrationshintergrund. Das Projekt hat untersucht, wie sich unterschiedliche Formen der Familienführung auf Zusammenhalt und Zusammenleben im Quartier auswirken und dabei Bürger/innen miteinbezogen.
Wesentlichen Einfluss auf den Zusammenhalt der Gesellschaft haben die Medien, insbesondere die sozialen Medien. Im Zeitalter von Desinformation durch Fake News gibt es ein Übermaß an Informationen, jede einzelne Information ist jedoch unsicher. Unsicherheit ist daher ein aktuelles und wichtiges Problem der Gegenwart. Aber wie geht man damit um? Diese Frage erforscht das BMBF- Projekt „Logische und wissenschaftstheoretische Grundlagen des Schließens unter Unsicherheit“ aus wahrscheinlichkeitslogischen und wissenschaftstheoretischen Perspektiven.
Ein weiteres Projekt aus dem Kleinen Fächern setzt sich mit Kommunikation auseinander: Konsens, Partizipation, Polarisierung und Medienfeindlichkeit – diese Schlagworte fallen oft, wenn es um das Kommunizieren in der digitalen Welt geht. Wie Kommunikation gelingt, hängt von den Beziehungen zwischen Journalist/innen und ihrem Publikum ab, so die These des BMBF-Verbundprojekts der Universitäten Münster, Erfurt und Tübingen. Es wird seit Mai 2021 drei Jahre lang im Rahmen der BMBF-Förderlinie „Kleine Fächer – Zusammen stark“ gefördert.
Europa und die Welt
Der Zusammenhalt Europas gilt als zwingende Voraussetzung für Wohlstand, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit des Kontinents. Aber er ist brüchig, insbesondere dann, wenn es darum geht, Risiken, Belastungen oder gar Krisen gemeinschaftlich zu tragen. Welche Forschungs- und Lösungsansätze Projekte der BMBF-Förderlinie Zusammenhalt in Europa erarbeiten, zeigt das gleichnamige Special.
Ein leistungsstarkes Wissenschaftssystem ist grundlegend für eine offene und wandlungsfähige Gesellschaft. Das Wissenschaftssystem stützt sich dabei auf internationalen Austausch und Perspektivenvielfalt. Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS) ist die einzige Einrichtung der Bundesrepublik, die Grundlagenforschung ausschließlich im Ausland betreibt – und feierte in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Mit ihren elf Auslandsinstituten betreibt und fördert die MWS Spitzenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Durch die Erweiterung der Stiftung um die neuen Standorte in Indien, China und an der Westküste der USA sowie über die Kooperation des Deutsche Instituts für Japanstudien mit der National University in Singapur kann nun auch der geostrategisch immer wichtiger werdende pazifische Raum verstärkt Beachtung finden.
Den Blick auf Lateinamerika richtet das „Maria Sibylla Merian Center for Advanced Latin American Studies in the Humanities and Social Sciences“ (CALAS) in Mexiko, das erste und umfangreichste deutschlandweite Kooperationsprojekt mit Einrichtungen aus Lateinamerika. Das Merian Centre CALAS, das auf der Kooperation von vier deutschen und vier lateinamerikanischen Universitäten basiert, ist Teil des internationalen Netzwerks von Merian Centres in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Es wird Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und einem oder mehreren Ländern in verschiedenen Weltregionen zu stärken. 2019 ist CALAS in seine Hauptphase gestartet und befasst sich in seinem umfangreichen Forschungsprogramm mit sozialer Ungleichheit, etwa mit Elitenforschung, Ungleichheit und Bildung sowie sozial-ökologischen Ungleichheiten.
Was Austausch und Perspektivenvielfalt bewirken kann, zeigt auch das international ausgerichtete Forschungs- und Ausstellungsprojekt „BELLUM ET ARTES“. 400 Jahre nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges rücken elf Museen und Forschungsinstitutionen aus Europa die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die Künstler und die Künste in Mitteleuropa in ein neues Licht. In jedem Land haben sich spezifische regionale bzw. nationale Narrative und Geschichtsbilder entwickelt, die bis heute die Sicht auf diesen Krieg prägen. In der für 2024 am Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel geplanten Ausstellung werden die jeweiligen Perspektiven zu einem differenzierten und facettenreichen europäischen Gesamtbild zusammensetzt, das es erlaubt, die eigenen Geschichtsbilder zu hinterfragen, zu erweitern und ggf. zu korrigieren.
Extremismus und Radikalisierung
Autoritäre Ideen, antisemitische Narrative und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bis hin zu gewaltbereitem Extremismus sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft – deshalb stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Forschung zu Extremismus, Rassismus und Antisemitismus. Dank mehreren BMBF-Förderlinien im Bereich des Extremismus und der Radikalisierung werden die Ursachen und Dynamiken aufgedeckt, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden.
So stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der am 7. April 2020 veröffentlichten Förderlinie in Höhe von 12 Millionen Euro die Antisemitismusforschung in Deutschland und unterstützt zehn Forschungsverbünde mit 31 Teilvorhaben an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Ein weiteres Verbundprojekt ist die „Sammlung Wolfgang Haney”. Sie umfasst 15.000 Zeugnisse des Antisemitismus zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, zu Konzentrationslagern und Ghettos sowie Zeugnisse zur medialen Aufarbeitung des Nationalsozialismus nach 1945 und zu den gegenwärtigen Formen von Rechtsextremismus. Und sie ist weltweit einzigartig. Das Verbundvorhaben des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Historischen Museums (DHM), Berlin, erforscht die Sammlung und macht sie Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Das DHM bewahrt und erhält die Sammlung als Ganzes und schützt sie als ein zeithistorisches Zeugnis vor einem Handel auf dem freien Markt.
Seit September 2020 erforschen zudem 13 Forschungsprojekte „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Die Projekte aus der Grundlagenforschung und die Projekte aus der anwendungsorientierten Forschung werden sowohl Beiträge für die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes, als auch Beiträge für die Praxis und für die Politik zum Umgang mit den Herausforderungen des radikalen Islamismus geben – hierzu gehören beispielsweise praxisbezogene Handlungsempfehlungen, wie auch erforderliche Präventionsmaßnahmen.
Partizipation und Bürgerbeteiligung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) legt großen Wert darauf, partizipative Formate zur Beteiligung von Bürger/innen an Forschungs- und Innovationsprozessen zu fördern. Schließlich ist es insbesondere in ungewissen Zeiten von großer Bedeutung, den Prozess des Wissen-Schaffens für alle nachvollziehbar und verständlich zu machen und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern.
Ein herausragendes Beispiel dafür ist das neueröffnete „Forum Wissen“ an der Georg-August-Universität Göttingen. Das innovative Museum zeigt, was Wissen schaffen und bewirken kann – angefangen von historischen Sammlungen über jüngste Forschungen bis hin zum Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Zur Eröffnung des Forums betonte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger in dieser Videobotschaft: „Wir wollen mehr direkten Austausch und Interaktion bis hin zur Partizipation und Teilnahme. Denn erst mit dem Wissen der Vielen entfalten wir unsere volle, innovative Kraft. Das Forum Wissen ist dabei Leuchtturm und Labor zugleich“.
Soziale Innovationen und DigitalisierunG
Will man aktuellen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen begegnen, sind neue Wege und Erkenntnisse gefragt. Soziale Innovationen zielen darauf ab, für Herausforderungen unserer Gesellschaft tragfähige und nachhaltige Lösungen zu finden. Zudem spielen Soziale Innovationen eine wichtige Rolle in Krisen- und Veränderungsprozessen und stärken unser gesellschaftliches Zusammenleben.
Aber wie lassen sich Soziale Innovationen entwickeln und umsetzen – in multinationaler Zusammenarbeit? Dazu richtete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im November 2022 die Online-Konferenz der Transatlantic Platform „Social Innovation – Learning from Multinational Collaboration“ aus: Zehn Kooperationsprojekte mit Partnern aus Nord- und Südamerika sowie Europa präsentierten erstmals ihre Lösungsansätze.
Seit November 2022 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung europäische Forschungsverbünde zu sozialem und kulturellem Wandel im Zuge der Digitalisierung (CHANSE: „Transformations“). 12 Projekte aus Deutschland forschen zusammen mit europäischen Partnern zum Thema: „Transformationen: Soziale und kulturelle Dynamiken im digitalen Zeitalter“. Einige Projekte richten ihren Blick auf den Wandel sozialer Beziehungen im Zuge der digitalen Transformation. Andere Forschungsprojekte untersuchen kommunikationstechnologische Folgen wie z. B. die Einflüsse der Digitalisierung auf Verschwörungstheorien oder die Rolle der Kommunikationstechnologie bei der Bewältigung von Epidemien. Weitere Projekte erforschen, wie sich die Digitalisierung auf menschliche Zeiterfahrungen, auf imaginäre Welten, Narrative und Weltsichten auswirkt.
Die Digitalisierung bringt zudem große Chancen für Forschung und Lehre. Daher gilt es, Forschungsdateninfrastrukturen auf- und auszubauen und zugleich die Forschungsdaten professionell zu managen – von der Erhebung über die Erschließung und Nutzbarmachung bis hin zur Archivierung. Mit der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) soll ein Wissensspeicher für die gesamte Forschungslandschaft entstehen. Für deren Ausbau und Förderung stellen Bund und Länder von 2019 bis 2028 insgesamt 90 Millionen Euro auf.
Zu guter Letzt ein herzliches Dankeschön an alle, die sich Zeit genommen haben, ihre News, Erfahrungen und Erkenntnisse auf dem Portal zum Rahmenprogramm Geistes- und Sozialwissenschaften zu teilen. Mit Ihren Beiträgen haben Sie gezeigt, was die Geistes- und Sozialwissenschaften bewirken – jetzt und für die Zukunft: für die Erforschung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des kulturellen Erbes oder für den Wissenstransfer zwischen Forschung und Öffentlichkeit.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten eine schöne Weihnachtszeit und schon jetzt alles Gute für ein Neues Jahr mit vielen erfreulichen Ereignissen! Bleiben Sie gesund und munter!