Special „Digitale Innovationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften“
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Interaktion, Spiele und Apps: neue Formate der Leibniz-Forschungsmuseen
Online-Ausstellungen, Museums-Talks, Podcasts, Science Slam und vieles mehr – mit dem Aktionsplan "Eine Welt in Bewegung" entwickeln die acht Leibniz-Forschungsmuseen neue Formate für Austausch und Dialog. Wie sie die Wissenschaft beleben und zur Mitgestaltung von Veränderungen anregen, erfahren Sie im Interview mit Projektleiterin Dr. Britta Horstmann.
Im Interview: Dr. Britta Horstmann, stellv. Leiterin des Referats Wissenschaft der Leibniz-Gemeinschaft und Leiterin des Aktionsplans der Leibniz-Forschungsmuseen
Frau Dr. Horstmann, wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Aktivitäten, aber auch auf Nachfragen interessierter Personen ausgewirkt?
Der Aktionsplan Leibniz-Forschungsmuseen startete im Frühjahr 2020 – genau zu der Zeit, als Deutschland in den ersten Lockdown ging. Mit diesem Einschnitt mussten ich und das Team Aktionsplan viele Aktivitäten komplett überdenken und neu im digitalen Raum planen. Eine große Herausforderung und Chance, aus denen eine Vielzahl museumsübergreifender digitaler Formate entstanden ist. So haben wir die Auftaktveranstaltung zum Aktionsplan unter dem Titel „Eine Welt in Bewegung – Mit Museen Zukunft gestalten“ im November 2020 live gestreamt und mit über 3.500 Aufrufen allein an diesem Abend mehr Personen erreicht, als wir es mit einer Veranstaltung in Präsenz getan hätten. Das Ausweiten der Aktivitäten in den digitalen Raum bietet riesige Möglichkeiten, Reichweite und Zielpublikum zu vergrößern. Ein weiteres Beispiel unserer digitalen Aktivitäten ist der virtuelle Game Jam, den wir im Juli 2021 gemeinsam mit dem A MAZE – International Festival of Arthouse Games and Playful Media organisiert haben. Teams aus zwölf inner- und außereuropäischen Ländern haben innerhalb von zwei Tagen 14 kreative und spannende museumsübergreifende Spielideen entwickelt – mit Hilfe von digitalisierten Objekten aus den musealen Leibniz-Sammlungen und Archiven. Auf unserer Homepage www.leibniz-forschungsmuseen.de kann diese Prototypen jeder testen.
Insgesamt steht das Thema Games und Gamification stark im Fokus unserer aktuellen Aktivitäten. So stehen wir kurz vor dem Launch der App „twiddle – the museums riddle“, mit der BesucherInnen in allen acht Leibniz-Forschungsmuseen wie in einer Schnitzeljagd auf Objektsuche gehen können. Wir beobachten, dass die Nutzung von digitalen Angeboten während der Corona-Pandemie gestiegen ist. Nun gilt es, diese neuen Nutzergruppen durch weitere Angebote längerfristig an unsere Museen zu binden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit digitalen Formaten im Kontext der Wissenschaftskommunikation gesammelt?
Nach unseren Erfahrungen besteht der große Vorteil von digitalen Formaten zum einen darin, ortsunabhängig vom Standort des Museums Personen zu erreichen und Inhalte anzubieten. Zum anderen werden durch digitale Formate neue Besucher- und Nutzergruppen adressiert. Mit unserem „Book a Scientist – Museums Special“, einem digitalen Speeddating mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr niedrigschwellig Fragen an die Wissenschaft stellen und diskutieren. Eine Teilnehmerin antwortete: „Wir haben viel Neues erfahren und wollen unbedingt die Museen besuchen, an denen unsere Gesprächspartnerinnen tätig sind.“ Das hat uns sehr gefreut. Zu unseren Erfahrungen gehört aber auch, dass digitale Formate technisch gut gemacht sein müssen und die Option für Interaktionen, sei es die Möglichkeit für Fragen via Chat oder „echte“ Gespräche, beinhalten sollten.
Bringen neue digitale Formate auch neue Forschungsfragen hervor?
Diese Frage ist für die Leibniz-Forschungsmuseen von großer Bedeutung. So startet mit dem oben erwähnten Spiel „twiddle – the museum riddle“ eine Untersuchung des Leibniz-Kompetenzzentrums Bildung im Museum (BiM), die u.a. die nachhaltige Verankerung der Lerninhalte (Museum Literacy) und mögliche Änderungen bei den Besuchenden in den Museen analysiert. Ziel ist es, substanziell zu neuen Fragen der Bildungs- und Besucherforschung beitragen zu können. Der digitale Bildungswettbewerb in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 2021 ermöglichte den Forschungsmuseen neue Perspektiven auf ihre Arbeit. Durch die eingereichten digitalen Projekte der Schülerinnen und Schüler bekamen wir einen Einblick in die Fragen und Themen, die diese Generation in Bezug auf Globalisierung beschäftigen.
Eine Welt in Bewegung
Der Aktionsplan Leibniz-Forschungsmuseen zum Thema "Eine Welt in Bewegung" ist ein gemeinsames Projekt der acht Museen mit verschiedenen Aktivitäten an den Museen und neuen Orten, einzeln und in Gemeinschaft, analog und digital. Das gemeinsame Ziel ist, große transformative Veränderungen der Gesellschaft im Dialog mit den Menschen kritisch zu begleiten. Gefördert wird der Aktionsplan auf Beschluss des Bundestages vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Bundesländern, in denen die Forschungsmuseen ihren Sitz haben. Hier geht’s zum Aktionsplan II „eine Welt in Bewegung“
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