Er gilt als einer der bedeutendsten Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum: Matthias Horx. 1998 gründete er das Zukunftsinstitut mit dem Ziel, den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel in seinen Mustern zu erkennen und zu beschreiben. Mit seinen Einschätzungen und Beiträgen wie zum Beispiel „Die Welt nach Corona“ weckt Horx Zuversicht.
Bitte beachten Sie, dass hier lediglich die Meinung der Interviewten wiedergegeben wird.
Herr Horx, welcher Aspekt der Corona-Pandemie ist aus Ihrer Sicht relevant?
Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn „vorbei sein wird”, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt. Das Coronavirus erschüttert die Grundlagen unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinanders – auf unbestimmte Zeit. Die Welt „as we know it“ löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können – zum Beispiel mit einer Technik, die wir RE-Gnose nennen.
Wie können Sie zu einem besseren Verständnis und Umgang mit der Pandemie beitragen?
Anderes als bei der PRO-Gnose schauen wir von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Man versetzt sich etwa in den Herbst 2020, blickt von dort auf die Corona-Krise zurück. Wie wird sie aussehen? Wir werden uns zum Beispiel wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten müssen, selten zu Vereinsamung führen. Im Gegenteil. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen (siehe „Die Welt nach Corona“). Re-Gnosen bilden eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein „Future Mind“ – Zukunfts-Bewusstheit. Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren „Events“, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.
Gibt es Lösungsansätze, die stärker diskutiert werden sollten?
Mein Vorschlag: Zuversicht. Zuversicht ist eine Haltung, die uns näher zum Handeln und Verändern bringt. Zuversicht hat etwas Zupackendes und gleichzeitig nach der Zukunft Fragendes. Sie fragt: Was kann ich, was sind meine Kompetenzen? Was kann ich be-wirken? Was ändert sich, und wie kann ich darauf selbst eingehen? In der Zuversicht finden wir das Prinzip der Re-Gnose wieder. Zu-versicht – darin steckt bereits das Hin-Schauen UND nach Innen schauen. Im Zuversichtlichen fragen wir nicht mehr „wie wird die Zukunft ganz genau?“ (das kann niemand wissen, auch der Zukunftsforscher nicht). Sondern "was können wir für die Zukunft tun"? Wir treten in unsere innere Zukunfts-Verantwortung ein, und dadurch MACHEN wir Zukunft. Zuversichtliche Menschen erkennt man daran, dass sie etwas für möglich halten, was sie selbst mit verursachen. Also auch eine bessere Zukunft.
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