Wer kommt, wer geht? Interview mit Dr. Ruth Achenbach über ihr Verbundprojekt zur Fachkräfte-Migration in Asien

Einblicke in den asiatischen Raum gibt das BMBF-Verbundprojekt „Qualifikation“ im Migrationsprozess ausländischer Fachkräfte in Asien. Die Projektbeteiligten analysieren anhand von vergleichenden Fallstudien, wie Qualifikationen und Fachkenntnisse die Integration von intra-asiatischen MigrantInnen in Arbeitsmarkt und Gesellschaft formen und wie die MigrantInnen selbst diese Prozesse beeinflussen.

Schrein in Japan

Mit Wünschen beschriftete "Ema"-Holztäfelchen an einem japanischen Schrein

Dr. Megha Wadhwa

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Frau Achenbach, wieso kann Ihr Thema am Besten im Verbund erforscht werden?

Projektleitung Dr. Ruth Achenbach

Projektleitung Dr. Ruth Achenbach

Dr. Megha Wadhwa

Internationale Migration ist per Definition ein grenzübergreifendes Phänomen, zu dessen Verständnis sowohl die Umstände im Heimat- als auch im Zielland untersucht werden sollten. In unserem Projekt arbeiten Forschende mit verschiedener Regionalstudienexpertise zusammen, sodass wir gemeinsam ein umfassenderes Licht auf „qualifizierte“ Migration in Asien werfen können, als es ein Einzelprojekt vermag.

Auch unsere Methodenschwerpunkte – von qualitativer über quantitative Methoden der Datenerhebung und -analyse bis zum zusätzlichen Medium des Films zur Wissensvermittlung – versprechen den Zugang zu einer breiteren Öffentlichkeit und ein besseres Verständnis, zum Beispiel zur Motivation der Fachkräfte, nach Japan und nicht nach Südkorea zu migrieren.

Wir werden uns zudem, etwa im Rahmen unserer öffentlichen Vorlesungsreihen, direkt mit Experten zur deutschen Situation austauschen und über Parallelen und Unterschiede diskutieren, schließlich sind die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel in Deutschland, Südkorea oder Japan ähnlich gelagert.

Was bedeutet „Kleine Fächer – zusammen stark“ für die Profilbildung der Fächer, die an Ihrem Projekt beteiligt sind?

Die Förderrichtlinie „Kleine Fächer – Zusammen stark“ bietet uns in den Area Studies die Gelegenheit, mit Forschenden unterschiedlicher Area Studies ein globales Phänomen auch auf Basis fundierter regionaler Expertise mit transregionaler Perspektive zu untersuchen. Zudem haben unsere Teammitglieder alle ein zweites Standbein in den (mittel-)großen Fächern wie der Soziologie oder der Psychologie.
Mit diesem Projekt möchten wir den kritischen Austausch sowohl innerhalb der Area Studies als auch mit den systematischen Disziplinen zu Migration fördern. So können wir die Sichtbarkeit der Kleinen Fächer in den Diskursen der Großen Fächer erhöhen und zugleich Synergieeffekte kreieren.

Gruppenfoto: Projektbeteiligte des Verbundprojektes QuaMaFa

Gruppenfoto: Projektbeteiligte des Verbundprojektes QuaMaFA

Dr. Megha Wadhwa

Und wie meistern Sie die Herausforderung, in Pandemiezeiten im Verbund und über Ländergrenzen und Kontinente hinweg zu forschen?

Wir haben unseren Antrag im Januar 2020 eingereicht, als die Berichterstattung über Covid-19 noch auf China beschränkt war. Alle Arbeiten haben wir virtuell koordiniert, weil unser Team auf drei Kontinente verstreut war. Allerdings hatten wir uns sehr darauf gefreut, im Jahr 2021 dann endlich physische Treffen abhalten zu können, bei Workshops und Konferenzen ReferentInnen einzuladen, und – für uns wohl das Wichtigste – Feldforschung in der Region durchzuführen.

Die Zusammenarbeit im Team läuft auch virtuell weiterhin sehr gut. Doch durch die Reisebeschränkungen in den Ländern unserer Untersuchungsregion sind die Möglichkeiten der Feldforschung plötzlich unterschiedlich verteilt. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir einen wichtigen Beitrag sowohl zu den großen Fächern wie der Soziologie als auch den kleinen wie den verschiedenen Area Studies beisteuern werden.

Global City

Global City

Dr. Megha Wadhwa

Markt in Korea

Treffpunkt Gwangjang Markt in Seoul

Canva Pro

Die Rainbow Bridge ist eine Hängebrücke über den Hafen von Tokio.

Die Rainbow Bridge ist eine Hängebrücke über den Hafen von Tokio.

Dr. Megha Wadhwa

Straße in Japan

Straße in Japan

Dr. Megha Wadhwa

Tokio Station

Bahnhof Tokio

Dr. Megha Wadhwa

 

Verbundprojekt „Qualifikation“ im Migrationsprozess ausländischer Fachkräfte in Asien (QuaMaFA)

Seit dem 1.3.2021 fördert das BMBF das Verbundprojekt „Qualifikation“ im Migrationsprozess ausländischer Fachkräfte in Asien (QuaMaFA) im Rahmen der Förderrichtlinie „Kleine Fächer – zusammen stark“.
Die Projektpartner erforschen aus vergleichender Perspektive verschiedene Gruppierungen von MigrantInnen in den führenden Volkswirtschaften Asiens. Im Fokus stehen dabei Japan, die Volksrepublik China und Südkorea als „neue“ Zielländer von Migration, während Singapur als „altes“ Migrationsland mit dem weltweit viertgrößten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf und als regionales Wirtschafts- und Finanzzentrum einen spannenden Vergleich bietet.

 

Die empirischen Studien des Projekts umfassen…

… an der Universität Duisburg-Essen: „Die Rolle japanischer Vermittler und Sprachschulen bei der Integration von qualifizierten vietnamesischen Beschäftigten im IT-Bereich in Japan“ unter der Leitung von Dr. Aimi Muranaka,

… an der Freien Universität Berlin: „Struktureller Wandel der indischen Fachkräftemigration in Japan: Chancen für nachhaltige Migration durch Arbeitsvermittlungsagenturen?“ unter der Leitung von Dr. Megha Wadhwa,

… bei der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften: „Asiatische Startup Unternehmer*innen in wissensintensiven Branchen in Tokio und Singapur“ unter der Leitung von Dr. Helena Hof,

… an der Goethe-Universität: „Arbeitsmarktintegration und Bleibeentscheidungen chinesischer Hochschulabsolvent*innen in Japan“ unter der Leitung von Dr. Ruth Achenbach und „Hürden und Beschleuniger der Arbeitsmarktintegration ostasiatischer Fachkräfte in Korea“ unter der Leitung von Dr. Joohyun Justine Park.

 

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