Impressionen zum GSW-Jahr 2021

Und wieder geht ein Jahr zu Ende – Zeit, einmal zurückzublicken. Was ist in 2021 den Geistes- und Sozialwissenschaften in und trotz Pandemie gut gelungen? Und welchen Beitrag leisten die Projekte für Forschung und Gesellschaft? Dies und mehr erfahren Sie hier auf dem GSW-Portal, das sich mit über 100000 Besuchen erfreulich rasch als Plattform etabliert hat.

Collage mit Fotos der Forschenden

Kleine Auswahl der Forschenden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die mit uns im Jahr 2021 dankenswerterweise Ihre Fachexpertise geteilt haben.

GSW-Redaktionsteam 

Hinterlassen Sie uns unter diesem Artikel Ihr Feedback gerne in einem Kommentar!

Und das haben wir Ihnen zu verdanken! Ein herzliches Dankeschön an alle, die sich Zeit genommen haben, ihre News, Erfahrungen und Erkenntnisse zeitnah auf dem GSW-Portal zu teilen. Mit Ihren Beiträgen haben Sie deutlich gemacht, was die Geistes- und Sozialwissenschaften in Corona-Zeiten bewirken: für die Erforschung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des kulturellen Erbes oder für den Wissenstransfer zwischen Forschung und Öffentlichkeit. Hier einige Impressionen zu den GSW-Forschungsvorhaben in Deutschland und aller Welt, die, mal als Einzel- mal als Verbundprojekt, viel bewegt haben.

Deutschland und weltweit 

Was prägt das Zusammenspiel von Umwelt und Gesellschaft? Geht es in Globalisierungsprozessen wirklich nur um globale Verflechtungen?? Und warum ist in gesellschaftlichen Diskursen so oft vom Weltuntergang die Rede? Mit dem Special „Spitzenforschung der Käte Hamburger Kollegs“ geben Direktoren, Forschende und Fellows spannende Einblicke in ihre laufende Forschung.

Auch die Kleinen Fächer laden im Special „Kleine Fächer erforschen die Welt“ zur Entdeckungstour ein: Vom Libanon in die Türkei über Borneo bis nach China und Japan – zeigen ausgewählte WissenschaftlerInnen, welche Erkenntnisse die Kleinen Fächer zu Kultur und Gesellschaft in Gegenwart, Vergangenheit und in ihren globalen Zusammenhängen beitragen. Derzeit fördert das BMBF rund 60 exzellente NachwuchswissenschaftlerInnen sowie neun Forschungsgruppen aus den Kleinen Fächern.

Blick zurück nach vorn

Dem kulturellen Erbe widmet sich das Akademienprogramm: Mit 132 Projekten an 191 Arbeitsstellen ist es das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Langzeitforschungsprogramm Deutschlands und weltweit einzigartig. In der Reihe „Wissensspeicher für die Zukunft – Einblicke ins Akademienprogramm“ stellt die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Monat für Monat eines ihrer Projekte vor.

Neue Erkenntnisse geben schon jetzt die dreizehn interdisziplinären Verbundprojekte aus den Digital Humanities, die das BMBF seit Januar 2021 mit insgesamt rund 12 Mio. Euro unterstützt. Eines davon beschäftigt sich mit der Modellierung prähistorischen Jagdverhaltens und geht in Namibia auf innovative Spurensuche. Das Spannende daran: Zu diesem Zeitabschnitt aus der Geschichte des Menschen, der vor ungefähr 2,5 Millionen Jahren beginnt, liegen keine schriftlichen Quellen vor.

Was historische Karten über die Transformation von urbanen Räumen in Mittel-und Osteuropa während und nach dem Zweiten Weltkrieg aussagen, erforscht seit Ende 2020 der BMBF-geförderte Forschungsverbund UrbanMetaMapping.

Eine weitere Perspektive auf das Stadtleben in Europa liefern Forschende im europäischen HERA-Projekt „PURE“. Sie haben eine Zeitreise per App durch Hamburg, Trient, Valencia, Exeter und Deventer entwickelt. Die interaktiven Stadttouren ermöglichen eine Auseinandersetzung mit dem Stadtraum im Heute und Gestern.

Am Puls der Zeit 

Es gibt viele Beispiele, die belegen, wie bedeutend Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften für das Verständnis aktueller Herausforderungen ist. Eines ist das HERA-Projekt zur Gesundheitsversorgung in Europa, das die Hindernisse zum Zugang zur Versorgung vor und während der Corona-Pandemie in Deutschland, Slowenien, Kroatien und Polen erforscht.

Mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio 2021 hat sich eines der Forschungsprojekte des Deutschen Instituts für Japanstudien Tokio (DIJ) befasst und passend zur Olympiade den Open-Access-Sammelband Japan through the lens of the Tokyo Olympics herausgebracht.

Einsichten in die Afghanistan-Forschung und ihren Beitrag zum besseren Verständnis der aktuellen Lage des Landes gab der Konfliktforscher und Afghanistan-Experte Professor Conrad Schetter, Direktor des Friedens- und Konfliktforschungsinstituts BICC.  Der Artikel zeigt, inwiefern die Afghanistan-Forschung mit ihren Erkenntnissen wertvolle Ansätze für Friedensprozesse liefern kann.

Forschung zu Gesellschaftlichem Zusammenhalt 

Insbesondere in Zeiten der Pandemie rückt das Thema „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ in den Fokus. Was sind gesellschaftliche Ursachen für Radikalisierung? Wie wirken islamistische Strömungen in verschiedene soziale Gruppen hinein? Die Projekte gehen den Ursachen und Wirkungen religiöser und politischer Radikalisierung im Bereich des radikalen Islamismus in Deutschland und Europa aus interdisziplinärer Perspektive auf den Grund.

Mit einer neuen Förderlinie unterstützt das BMBF mit 10,5 Millionen Euro den Aufbau von Nachwuchsgruppen im Rahmen der Rechtsextremismus- und Rassismusforschung. Hintergrund ist der von der Bundesregierung im Mai 2020 vorgelegte Abschlussbericht des Kabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus, der unter anderem die Forschung zu diesen Themen stärkt.

Interessant ist auch der Blick in die unlängst veröffentlichte Broschüre zu den Umfrageergebnissen zur Förderlinie „Zusammenhalt stärken in Zeiten von Krisen und Umbrüchen“: Sie zeigt, welche Erfahrungen Forschende bei der praxisnahen Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen gesammelt haben und welchen Mehrwert die praxisorientierte Forschung für Wissenschaft und Gesellschaft bringt.

Auch im Special: „Migration und gesellschaftlicher Wandel“ nehmen Forschende insbesondere den kulturellen und institutionellen Wandel in verschiedenen Gesellschaftsbereichen und Institutionen in den Blick. Untersucht werden zum Beispiel Zusammenhänge von Migrationshintergrund und Leitbildern von Erziehung oder inwiefern Migrationsprozesse in der Erinnerungskultur in Deutschland eine Rolle spielen.

Wie auf kommunaler Ebene bessere und vor allem sozial gerechtere Bildung ermöglicht werden kann, erforscht zum Beispiel das Projekt ZivilKoop anhand von zivilgesellschaftlichen Kooperationsbeziehungen, insbesondere die Zusammenarbeit im Bereich Kita, Schule und Übergang Schule-Beruf.

Bei der Forschung zum Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt, kommt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der DDR und dem SED-Unrecht eine bedeutende Rolle zu, die das BMBF seit Herbst 2018 mit 40 Millionen Euro fördert.

Zum 60. Jahrestag des Berliner Mauerbaus hat der BMBF-geförderte DDR-Forschungsverbund „Landschaften der Verfolgung“ die Ausstellung „1961. Mauerbau und Geheimpolizei im Bezirk Potsdam“ auf die Beine gestellt, die erstmals Ausmaß und Dimensionen politischer Haft im Bezirk Potsdam zwischen 1952 und 1989 aufgedeckt hat. Ergänzend dazu hat der Forschungsverbund die Publikation DDR-Forschung: „Disziplinieren und Strafen“ herausgebracht. Was ‚Zersetzung‘ bis heute bedeutet, hat zudem ein Teilprojekt des Forschungsverbundes untersucht.

Zum 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung hat der Forschungsverbund „Eiserner Vorhang“ ein digitales Handbuch mit Biografien von Menschen, die den gefährlichen Weg aus der SED-Diktatur in die Freiheit wagten und dafür ihr Leben oder langjährige Haftstrafen riskierten, online zugänglich gemacht. Das Online-Handbuch richtet sich insbesondere an schulische Einrichtungen und regionale Institutionen der politischen Bildung. Zudem möchten die Forschungsteams Verwandte, Freunde und weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erreichen, die die rekonstruierten Biografien ergänzen oder berichtigen können.

Formate für unterschiedliche Zielgruppen 

Citizen Science-Projekte, Schülerlabore oder Wissenschaftsfestivals – mit einem breiten Spektrum an Formaten sprechen die Geistes- und Sozialwissenschaften immer häufiger alle Interessens- und Altersgruppen an. Ziel ist, in und mit der Gesellschaft etwas zu bewirken.

So erforschen zum Beispiel in den CERES Schülerlaboren kleine Forschende die Facetten religiöser Vielfalt, etwa seit Oktober unter dem Titel „Woher kommt die Welt? – Religionen erzählen den Ursprung“. Es ist inspiriert von den Forschungsergebnissen des Bochumer Käte Hamburger Kollegs „Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa“, das  unlängst  das Kinderbuch „Wie die Sterne an den Himmel kamen. Elf Geschichten aus der Zeit unserer Vorfahren“ veröffentlicht hat.

An ein breites Publikum richten sich die geisteswissenschaftlichen Wissenschaftsfestivals, die das BMBF im „Metavorhaben Geistes- und Sozialwissenschaften“ unterstützt. Zwei der drei Festivals haben bereits stattgefunden. Im Sommer hat das Leipziger Forschungszentrum ReCentGlobe das ursprünglich analog geplante Wissenschaftsfestival Globe21 #BorderCrossingSolidarities virtuell ausgerichtet – die Beiträge sind online verfügbar. Es dreht sich um die Frage, warum globaler Zusammenhalt und grenzüberschreitende Solidaritäten und Kooperationen notwendig sind und welche Formen sie in Zukunft annehmen sollten.

Ebenfalls vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie widmete sich das Wissenschaftsfestival des Internationale Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – so wie das IKGF auch – dem Thema der Prognostik. Das Programm erstreckte sich von Geschichte, Literatur, Medizin, Kunst und Kultur, Ökologie bishin zu Technik, Naturwissenschaften und Wirtschaft. Anliegen beider Festivals war es, mit einem breiten Spektrum an Themen und Formaten alle Interessens- und Altersgruppen anzusprechen.

Wissenstransfer voraus

Auch im kommenden Jahr wird sich das GSW-Portal um den Wissenstransfer aktueller gesellschaftsrelevanter Forschung drehen. Seien Sie gespannt!

Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten eine schöne Weihnachtszeit und schon jetzt alles Gute für ein Neues Jahr mit vielen erfreulichen, inspirierenden Ereignissen und Begegnungen! Bleiben Sie gesund und munter!

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!

Ihr GSW-Redaktionsteam

Bildergalerie

Kohle wird auf Schiffe verladen

Die Kohle wird auf Schiffe verladen.

Kristina Großmann

Screenshot der App „Hidden Cities: Hamburg”

Screenshot der App „Hidden Cities: Hamburg” 

Daniel Bellingradt

Publikation Integrative Wohnprojekte

Publikation Integrative Wohnprojekte

Tia Mfoudou

Miszellentext 2 aus Uxul: Zahlreiche Inschriften finden sich nicht nur auf 			Steinmonumenten, sondern auch auf Keramikgefäßen, die in der Regel in 		Gräbern deponiert wurden. Die Inschrift besagt, dass es sich um das Trinkgefäß eines jungen Prinzen handelt.

Miszellentext 2 aus Uxul: Zahlreiche Inschriften finden sich nicht nur auf Steinmonumenten, sondern auch auf Keramikgefäßen, die in der Regel in Gräbern deponiert wurden. Die Inschrift besagt, dass es sich um das Trinkgefäß eines jungen Prinzen handelt.

Proyecto Arqueológico Uxul (PAU)| Lizenz: CC BY 4.0. Siehe auch: https://classicmayan.kor.de.dariah.eu/#/entities/26838

Materialien Schülerlabor CERES

Forschungsmaterialien für Schülerinnen und Schüler der CERES-Schülerlabore.

CERES, RUB

Münze mit Darstellung des Heiligen Stephanus

Farbwerte an einem Brakteat Ulrichs von Halberstat mit Darstellung des Heiligen Stephanus (sog. Stephanusbrakteat, 1149-1180) erstellt mittels O.S.C.A.R.

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Mit den beiden Kolossalzeichen „Standard berichtigt" aus einem klassischen konfuzianischen Text und seinem anschließenden Kommentar in kleinen Zeichen versucht der Zensor Li Bangzhen im Jahr 1579 den bislang buddhistischen Charakter des Tals mit dem Steinsutra zu konfuzianisieren.

Mit den beiden Kolossalzeichen „Standard berichtigt" aus einem klassischen konfuzianischen Text und seinem anschließenden Kommentar in kleinen Zeichen versucht der Zensor Li Bangzhen im Jahr 1579 den bislang buddhistischen Charakter des Tals mit dem Steinsutra zu konfuzianisieren.

HAdW/Buddh. Steinschriften

ein Wörterbuch und ein aufgeklapptes Buch mit einem Monitor

Das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch schafft den Spagat zwischen Printausgabe und Online-Version.

FWB

Experten auf der Suche nach Tieren in der Landschaft von Doro Nawas

Die indigenen Experten, Tsamkxao Ciqae, Ui Kxunta und Thui Thao, auf der Suche nach Tieren in der Landschaft von Doro !nawas

IKAi

Schrein in Japan

Mit Wünschen beschriftete "Ema"-Holztäfelchen an einem japanischen Schrein

Dr. Megha Wadhwa

Außenfassade der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Potsdam, 1959

Außenfassade der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Potsdam, 1959

Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv

Auto an einem Strand

Osteeflucht, MfS-Foto

BStU

Herausgeber Prof. Dr. Kianoosh Rezania (Mitte), Direktor des Käte Hamburger Kollegs „Dynamiken der Religionsgeschichte“ mit den Herausgeberinnen Dr. Judith Stander-Dulisch (links) und Franziska Burstyn (rechts)

Herausgeber Prof. Dr. Kianoosh Rezania (Mitte), Direktor des Käte Hamburger Kollegs „Dynamiken der Religionsgeschichte“ mit den Herausgeberinnen Dr. Judith Stander-Dulisch (links) und Franziska Burstyn (rechts)

RUB/K. Marquard

Geöffnetes Buch mit den Anfangsworten des Johannes-Evangeliums IN PRINCIPIO ERAT VERBVM in den Händen einer Steinfigur des Evangelisten (um 1260), Dom, Meißen. Die gemalte Doppelseite, die an Evangelien-Anfänge in mittelalterlichen Handschriften erinnert, weist mehrere Farbfassungen auf. Während die goldene Schmuckinitiale noch zur Herstellungszeit der Figur gehört, entstanden die schwarzen Majuskelbuchstaben erst um 1500 durch Übermalen der ursprünglichen Inschrift.

Geöffnetes Buch mit den Anfangsworten des Johannes-Evangeliums IN PRINCIPIO ERAT VERBVM in den Händen einer Steinfigur des Evangelisten (um 1260), Dom, Meißen. Die gemalte Doppelseite, die an Evangelien-Anfänge in mittelalterlichen Handschriften erinnert, weist mehrere Farbfassungen auf. Während die goldene Schmuckinitiale noch zur Herstellungszeit der Figur gehört, entstanden die schwarzen Majuskelbuchstaben erst um 1500 durch Übermalen der ursprünglichen Inschrift.

SAW Leipzig, Arbeitsstelle Inschriften Dresden (Foto: Cornelia Neustadt)

Kiefer eines Individuums aus Kamid el-Loz mit Zahnstein

Kiefer eines Individuums aus Kamid el-Loz mit Zahnstein

Stefanie Eisenmann und Angela Mötsch

 

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