Freiheit gerät in vielen Ländern der Welt zunehmend unter Druck. Liberale und rechtsstaatliche Demokratien sind vielerorts bedroht. Weltweit erleben Menschen gravierende Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit. Umso wichtiger ist es, sich dem Wert der Freiheit bewusst zu sein und sie jetzt und für künftige Generationen zu schützen.
So stand das Wissenschaftsjahr 2024, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, passend zum 75. Jubiläum des Grundgesetzes und 35 Jahre nach dem Mauerfall, unter dem Motto „Freiheit“. Ziel des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit war, öffentliche Debatten über die Bedeutung von Freiheit in all ihren Dimensionen und Kontexten anzuregen und mit der Forschung in Dialog zu bringen.
Im Dialog mit der Gesellschaft
Zum diesjährigen Wissenschaftsjahr rückte das Käte Hamburger Kolleg „Einheit und Vielfalt im Recht“ (EViR) auf der „MS Wissenschaft“ die Geschichte der Freiheit in den Fokus. Das BMBF-Ausstellungsschiff machte in rund 30 Städten in Deutschland und Österreich Station. Unter dem Motto „Freiheit im Wandel“ präsentierte sich das Kolleg mit einem eigens entwickelten Exponat, ein interaktives Wissensquiz, und zwei Begleitveranstaltungen. Das Kolleg in Münster untersucht seit 2021 fächerübergreifend die Wandelbarkeit von Rechtsordnungen. Aus gutem Grund – denn was Freiheit bedeutet, wer in ihren Genuss kommt und wo ihre Grenzen liegen, entscheidet nicht zuletzt die geltende Rechtsordnung.
Das Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit bot viele Gelegenheiten, Erkenntnisse aus den Geistes- und Sozialwissenschaften in die Öffentlichkeit zu tragen. So thematisierte etwa die internationale Konferenz „Freedom of Research: A European Summit – Science in Times of Uncertainty“, die das Käte Hamburger Kolleg „Cultures of Research“ im November in Aachen mitveranstaltete, verschiedenste Aspekte von Freiheit, Wissenschaftsfreiheit und die Zukunft Europas. Die Themen Freiheit und Ungleichheit aus der Perspektive des Globalen Südens beleuchtet eine gemeinsame Podcast-Reihe der fünf Merian-Center mit dem Titel „Beyond Boundaries“. Auch die Akademienunion hat ebenso wie die einzelnen Akademien innovative Formate und Projekte zum Thema „Freiheit“ umgesetzt – mit dem Ziel, Wissenschaft und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen. (Mehr dazu erfahren Sie in der Mini-Serie zum Wissenschaftsjahr 2024 – Freiheit). Doch nicht nur zum Thema Freiheit stellen die Geistes und Sozialwissenschaften wichtiges Handlungswissen bereit und geben Orientierung in einer komplexen Welt.
Das große Thema im Jahr 2024 - gesellschaftlicher Zusammenhalt
Gesellschaftlicher Zusammenhalt hat einen festen Platz auf der politischen Agenda. Während in den vergangenen Jahrzehnten relativer politischer und wirtschaftlicher Stabilität Selbstverwirklichung und Individualismus das Bild der Gesellschaft prägten, rückt angesichts sich häufender Krisen der Begriff des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Vordergrund. Aber was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Und warum ist er für den Erhalt von Demokratie und Freiheit von so essentieller Bedeutung?
Die Projekte des Förderbereiches „Gesellschaftlicher Zusammenhalt" untersuchen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Blickwinkeln die Voraussetzungen, Veränderungen und Auswirkungen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Dank der interdisziplinären Analyse von Ursachen und Auswirkungen mitsamt ihrer historischen Einordnung ist es möglich, ein differenziertes Verständnis der aktuellen Verfasstheit unserer Gesellschaften bereitzustellen und damit auch Ansatzpunkte für politisches Handeln aufzuzeigen – in Deutschland und anderswo.
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So erforscht das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) als dezentrales Forschungsinstitut mit elf universitären und außeruniversitären Teilinstituten, was Menschen in unterschiedlichen sozialen Gruppen, Milieus, Räumen, Institutionen, Ländern und Epochen unter gesellschaftlichem Zusammenhalt verstehen. Analysiert werden die gegenwärtigen Herausforderungen, mit denen gesellschaftlicher Zusammenhalt konfrontiert ist, aus einer breiten interdisziplinären Perspektive. Mehr dazu erfahren Sie hier im Beitrag von FGZ-Forschungskoordinator PD Dr. Taylan Yildiz sowie im Kurzinterview zum FGZ-Teilprojekt.
Alle in einem Boot? Zusammenhalt in Europa
Ob Finanz- und Wirtschaftskrise, Kriege, Flucht- und Migrationsdynamiken, zunehmender Populismus – Krisen wie diese zeigen, wie brüchig der Zusammenhalt in Europa ist – insbesondere dann, wenn es darum geht, Risiken und Belastungen gemeinschaftlich zu tragen. Welche Forschungs- und Lösungsansätze die Projekte der BMBF-Förderlinie „Zusammenhalt in Europa“ erarbeiten, zeigt das gleichnamige Special.
So hat zum Beispiel das BMBF-Verbundprojekt „HEUREC“ seit April 2021 drei Jahre lang im Rahmen der BMBF-Förderlinie „Zusammenhalt in Europa“ analysiert, wie Menschen in Europa Fairness, Reziprozität und Zusammenhalt verstehen – in neun europäischen Ländern. Ziel des Projekts war, typische Erzählmuster zu identifizieren und so die gesellschaftlichen Voraussetzungen für solidarisches Handeln auf europäischer Ebene besser zu verstehen. Ein Fazit: Die EU ist für viele Menschen ein abstraktes Gebilde, das nur in einem nationalen Bezugsrahmen erlebbar wird. Was sich dagegen über die Grenzen hinweg wiederfindet sind typische Argumentationsfiguren, wie die Metapher von der EU als einem gemeinsamen Boot. Ein Boot, in dem wir alle sitzen und das wir durch gemeinschaftliche Anstrengung steuern und vorwärts bringen müssen.
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Wie erleben Jugendliche in Deutschland Europa bzw. die Europäischen Union? Zu dieser Frage hat das BMBF-Verbundprojekt JUROP – Jugendliche und Europa: Zwischen Zusammenhalt und Polarisierung umfangreiche Studien durchgeführt. Jugendliche sind der EU und Europa gegenüber positiv eingestellt, zugleich berichten sie auch über ein Gefühl der Entfremdung und der fehlenden Möglichkeiten, EU-bezogene Entscheidungen zu beeinflussen. Projektziel war und ist es, Ansatzpunkte für die Unterstützung und Förderung demokratiestärkender Einstellungen und Verhaltensweisen zu identifizieren. Der Schule als bedeutsamer Lernort sowie Vermittlungsinstanz mit erheblicher Reichweite kommt daher große Bedeutung zu.
Auch Kommunen vermitteln die Idee des Zusammenhalts in Europa – wie und wodurch, erforschte das BMBF-Verbundprojekt Kommunen als Anker des Zusammenhalts im europäischen Mehrebenensystem (KommZuEU) unterstützt von Praxispartnern. Die Untersuchung erfolgte in drei empirischen Schritten und umfasste neben der schriftlichen Befragung aller deutschen Städte und Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern qualitative Fallstudien zu den Europaaktivitäten in Städten und Gemeinden sowie Untersuchungen zur Wahrnehmung und zu Effekten kommunaler Europaarbeit in ausgewählten Städten. Die Projektergebnisse sind u.a. in der Reihe KommZuEU Working Paper zugänglich.
Extremismus und Radikalisierung erforschen
Wie entstehen Extremismus und Radikalisierung? Welche Auswirkungen und Ausprägungen haben sie? Und wie kann man ihnen entgegenwirken? In gleich mehreren Förderlinien im Bereich „Extremismus und Radikalisierung“ erarbeiten BMBF-Projekte wegweisende Forschungs- und Erklärungsansätze. Das gemeinsame Ziel: Durch interdisziplinäre Forschung mehr Wissen über die vielfältigen Hintergründe, Dynamiken und Formen von Gewalt und Extremismus zu erlangen, die unser Zusammenleben gefährden. Dazu zählen Antisemitismus, Rechtsextremismus, Rassismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und radikaler Islamismus in Deutschland und Europa. (siehe Special: „Extremismus und Radikalisierung“)
Die RADIS- Fachtagung „Ursachen und Wirkungen von Islamismus in Deutschland und Europa“, die im Februar 2024 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld stattfand, führte die Forschenden der 13 Projekte der BMBF-Förderlinie zusammen, um aktuelle Erkenntnisse aus der Radikalisierungsforschung im Phänomenbereich Islamismus zu diskutieren. Um Phänomene und ihre Wechselwirkungen in allen Facetten besser zu verstehen, ist Multidisziplinarität ein immenser Gewinn.
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Über die Dynamiken und Ursachen gegenwärtiger Radikalisierungsprozesse mit Bezug auf den Islam hat der BMBF-Forschungsverbund „Radikaler Islam versus radikaler Anti-Islam“ (RIRA) geforscht - vier Jahre lang, mit acht Teilprojekten an vier Universitäten. Im Interview bringt die RIRA-Projektleiterin die vorläufigen Projektergebnisse auf den Punkt. Auf der Abschlusstagung im Juni 2024 (PDF) wurden insbesondere die Folgen von Bedrohungswahrnehmungen und die Lage an den Schulen diskutiert. Die vom Forschungsverbund RIRA entwickelten kollektiven Maßnahmen, Unterrichtseinheiten und Präventionstools werden an Schulen eingeführt und in Schulbücher aufgenommen.
Geht es um Radikalisierung, stehen meist individuelle Einflussfaktoren oder gruppenbezogene Prozesse im Fokus der Forschung. So auch beim BMBF-Verbundprojekt „Radikalisierende Räume“ (RadiRa) der Universität Bielefeld und der Fachhochschule Münster. Aber nicht nur. Die besondere Herausforderung für die Forschung besteht darin, diese in einen räumlichen Kontext zu stellen. Genau das hat der Verbund seit 2020 gemacht: Die Forschenden waren vor Ort in den Stadtteilen, in denen salafistische Lebenswelten vorzufinden sind, um Einflussfaktoren für die Anfälligkeit für Radikalisierung zu erkunden. Das wichtigste Ergebnis ist, dass der Raum eine verstärkende Wirkung auf Risikofaktoren hat, die die Anfälligkeit für Radikalisierung begünstigen. Auf der Online-Plattform www.radikalisierende-raeume.de sind die Projektergebnisse zugänglich, zudem steht eine Praxisstrategie zur sozialräumlichen Radikalisierungsprävention (Download) zur Verfügung.
Antisemitismus erkennen und bekämpfen
Ob offener, latenter oder indirekter Judenhass: Für Antisemitismus darf es in Deutschland und Europa keinen Platz geben. Das BMBF fördert daher sowohl die Grundlagen- als auch die anwendungsorientierte Forschung: Zehn Forschungsverbünde mit 31 Teilvorhaben forschen zu aktuellen Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus. Die GSW-Projekte sollen Politik und Gesellschaft dabei helfen, auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse antisemitischen Worten und Taten angemessen zu begegnen und sich ihnen wirkungsvoll entgegenzustellen.
Wie man Antisemitismus im Netz erkennt und wirksam dagegen angeht, das erforscht seit Januar 2023 das BMBF-Verbundprojekt „deras_on – Deradikalisierung Antisemitismus Online“. Das Projekt nimmt Rechtsextreme in den Blick, die sich im Netz antisemitisch äußern, erkundet Möglichkeiten der Ansprache sowie der Deradikalisierung und entwickelt konkrete Strategieempfehlungen für Wissenschaft, Politik und Praxis. Dabei vereint es die wissenschaftlichen Kompetenzen des Zentrums für Antisemitismusforschung mit der praktischen Expertise des Jenaer Jugendhilfevereins Drudel 11 e.V.
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Aus der Forschung können also Handlungsempfehlungen kommen, beziehungsweise wirksame Mittel in der Prävention aufgezeigt werden, aber auch Lücken in der Intervention und Repression aufzeigen, zum Beispiel im Bereich der Justiz. So ist der Umgang der Justiz mit antisemitischen Vorfällen und damit die Bekämpfung von Antisemitismus durch die Justiz, bislang kaum wissenschaftlich untersucht. Neue Erkenntnisse liefert das BMBF-Verbundprojekt „Antisemitismus als justizielle Herausforderung (ASJust)“. Neben einer Bestandsaufnahme der wichtigsten Teilrechtsgebiete erforscht der Verbund das justizielle (Begriffs-) Verständnis von Antisemitismus, thematisiert dessen Berücksichtigung in Justizprozessen und berücksichtigt insbesondere die Perspektive der Betroffenen. Die Ergebnisse liegen u.a. in fünf Working Papers vor.
Auch über religiöse Traditionen, die Vielfalt des jüdischen Lebens und die jüdische Alltagskultur ist recht wenig bekannt. Das BMBF-Verbundprojekt „Das Objekt zum Subjekt machen. Jüdische Alltagskultur in Deutschland vermitteln“ geht der Frage nach, inwieweit Materialien des Schulunterrichts, der politisch-historischen Bildung, aber auch populäre Geschichtsdarstellungen Fehlwahrnehmungen und Wissenslücken transportieren. Zudem erarbeitet der Verbund Themenhefte für den Schulunterricht und die Erwachsenenbildung, die ein zeitgemäßes und authentisches Bild jüdischen Lebens in Deutschland vermitteln.
Kein Platz für Hate Speech und Verschwörungstheorien
In Krisenzeiten haben Verschwörungsideologien Hochkonjunktur. Wie wirken sich völkisch-autoritär orientierte Verschwörungsideologien auf den sozialen Nahraum aus? Und was bedeutet das für die Bildungs- und Beratungsarbeit? Das erforscht das BMBF-Verbundprojekt „RaisoN – Radikalisierungsprozesse durch Verschwörungsideologien“. Die quantitative Onlinebefragung mit knapp 700 Fachkräften der Beratung und politischen Bildung aus sechs Bundesländern zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Befragten im Rahmen ihrer Arbeit mit Verschwörungserzählungen konfrontiert sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich Verschwörungsideologien massiv auf das soziale Umfeld auswirken. Kinder und Jugendliche sind von Verschwörungsideologien in ihrem sozialen Nahraum in Bezug auf ihre Persönlichkeitsentwicklung besonders gefährdet.
Likes oder Hasskommentare – seit Mai 2021 hinterfragt ein BMBF-Verbundprojekt des Kleinen Fachs Journalistik die Beziehung zwischen Journalistinnen und Journalisten und ihrem Publikum, mit Blick auf den digitalen Kontext. Die Forscherinnen haben zahlreiche interessante Erkenntnisse gewonnen und in Vorträgen und Publikationen zur Diskussion gestellt.
Konflikte verstehen und klären
Die Qualität und Intensität gesellschaftlicher Konflikte ändert sich stetig – oder auch sprunghaft. In Sozialen Medien stehen Fakten und Unwahrheiten nebeneinander und verbreiten sich in einer bisher ungekannten Reichweite. Auch gesellschaftliche Gruppen und Bewegungen mobilisieren sich unerwartet schnell, um bestimmte Themen politisch weiterzutragen. Nicht immer im Guten, oft entstehen daraus gesellschaftliche Konflikte. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Konfliktforschung in die Praxis zu übersetzen – das ist das Ziel von ConflictA, der seit 2023 vom BMBF geförderten Konfliktakademie am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Die Arbeit der ConflictA fokussiert sich darauf, Beobachtungen, Wissen, und Erfahrung rund um die Bewältigung innergesellschaftlicher demokratierelevanter Konflikte zu analysieren, zu bündeln und weiterzugeben.
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Auch das Kompetenznetz „Lokale Konflikte und Emotionen in Urbanen Räumen (LoKoNet)“ geht Konflikten auf den Grund: Wann wird ein sozialer Konflikt zu einem Ferment des sozialen Fortschritts und der weiteren Demokratisierung unserer Gesellschaft? Wann trägt Konflikt zur Verschärfung von Spaltungen, zur Blockade sozialer Entwicklung und zur Rückbildung demokratischer Prozesse bei? Und wie prägen sich diese Konflikte im Raum aus, welche Rolle spielen Emotionen dabei? Mehr dazu im Interview. LoKoNet ist eines der sieben Kompetenznetze, die im Rahmen der Friedens- und Konfliktforschung vom BMBF gefördert werden.
Die Welt im Blick: lokal- global
Auch globale Fluchtbewegungen und Corona-Auswirkungen beschäftigen uns nach wie vor – ebenso wie die Wissenschaft. Ein Netzwerk, bei dem die Forschung zu Migration, Entwicklung, Konflikten und Gewalt, Klimawandel, Gesundheit, Governance und Menschenrechten sowie weiteren Feldern zusammenfließt, ist das BMBF-Verbundprojekt „Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer“ (FFVT). Ziel ist die Stärkung einer interdisziplinären Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland. Die international ausgelegte 5. Konferenz des Netzwerks Fluchtforschung, die im September 2024 in Bonn tagte, behandelte die globalen, regionalen und lokalen Zusammenhänge von Flucht und Vertreibung, einschließlich der Ursachen und Trends, die Menschen zu Mobilität, aber auch Immobilität zwingen.
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Im internationalen Forschungsprojekt „Social Mobilization as a Policy Lever“ (SMAPL) analysieren Forschende die soziale Realität der Corona-Pandemie in marginalisierten Stadtteilen – und beziehen benachteiligte Bevölkerungsgruppen in die Forschung mit ein. Im Rahmen der internationalen Vergleichsstudie erforscht das Teilprojekt in Deutschland die Auswirkungen der Corona-Pandemie, in der Gießener Nordstadt und der Bochumer Hustadt. Ein gutes Beispiel für partizipative Forschung: Die Community wird direkt in das Forschungsprojekt einbezogen, um so gemeinsam mit ihr Wissen zu produzieren statt nur über sie zu sprechen.
Wie unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen, Medien und Politik im Zusammenspiel größere Teile der Bevölkerung in ihrer Meinungsbildung beeinflussen und auf welchen Wegen dies geschieht, analysiert das BMBF-Verbundprojekt „Konsens und Polarisierung während der COVID-19-Pandemie (KoPoCoV). Eine automatisierte Analyse der Meinungsdynamiken auf Twitter“. Mit innovativen Methoden aus dem Bereich des Natural Language Processing (NLP) werden Meinungsäußerungen automatisiert erfasst und Meinungsdynamiken statistisch modelliert, um Ursachen und Entwicklungen gesellschaftlicher Spaltungsprozesse zu erkennen.
Von der Forschung in die Öffentlichkeit: Wissenstransfer
Bei allen Themen rund um gesellschaftliche Herausforderungen zeigt sich immer wieder eines: die Bedeutung der Kommunikation mit der Gesellschaft.
„Extremismus“, „Radikalisierung“, „Islamismus“ oder „politischer Islam“ sorgen für hitzige Debatten – in der Forschung wie in der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele dieser Begriffe emotional aufgeladen und umstritten sind. Das Transfervorhaben RADIS, das vom BMBF gefördert wird, vernetzt intern und extern zwölf Forschungsprojekte der BMBF-Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Mit der gemeinsamen Internetplattform, aber auch mit Ringvorlesungen, Blogs, und Podcasts trägt es maßgeblich zum Transfer der Forschungen in die Öffentlichkeit bei – und damit zu einen differenzierten Blick auf Begriffe und Phänomene bei, wie dieses Interview zeigt.
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Kunst-und Kultur machen Wissenschaft sichtbar und erlebbar. Das Kunst- und Kulturfestival Kemnade International war eines der ersten Festivals der kulturellen Vielfalt in Deutschland. Welche Rolle spielen Musik und Kunst bei der Bewältigung von Konflikten? Mit dem „Konfliktlabor Kemnade“ begab sich das Bochumer Teilprojekt des Forschungsverbundes LoKoNet auf Spurensuche – und führten den Workshop „Konfliktlabor Kemnade“ mit den ehemals am Festival Beteiligten durch.
Auch der Workshop des Käte Hamburger Kolleg: Cultures of Research (c:o/re) „Kunst, Wissenschaft, Öffentlichkeit“, der im Februar 2024 in Aachen stattfand, befasste sich mit dem Frage, wie erfolgreiche Wissenschaftskommunikation an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft gelingen kann. Ein Fazit: Wissenschaftskommunikation funktioniert nicht über die verdünnte Vermittlung wissenschaftlicher Fakten, sondern durch die Transformation dieser in etwas Neues, vor allem in Bezug auf Kunst in etwas gemeinsam Erlebbares.
Wissenschaftskommunikation und Transfer auf dem GSW-Portal
Mit dem Bereich „Wissenschaftskommunikation und Transfer“ „erhalten die beiden Themen auf dem GSW-Portal einen gebührenden Raum. Ein Fokus liegt dabei auf Praxisbeispielen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die Anregungen für gelingende Wissenschaftskommunikations- und Transfermaßnahmen bieten (siehe WisKom-Praxis-Tipps)
Zu guter Letzt ein herzliches Dankeschön an alle, die sich Zeit genommen haben, ihre News, Erfahrungen und Erkenntnisse auf dem GSW-Portal zu teilen. Mit Ihren Beiträgen haben Sie gezeigt, was die Geistes- und Sozialwissenschaften leisten und bewirken können – jetzt und für die Zukunft.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2025!
Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen.
Ihr GSW-Redaktionsteam