Einblicke in die Forschung: Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE)
Wie verändern kulturelle Reparationsprozesse unsere Weltwahrnehmung, Selbstentwürfe und Lebensformen? Dieser Frage geht das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) auf den Grund - zusammen mit Fellows aus aller Welt. Seit der universitären Eröffnung am 12. April 2024 an der Universität des Saarlandes ist die Forschung in vollem Gange.
Die große Zukunftsaufgabe Europas ist die Neugestaltung seiner Verhältnisse zur Welt. In unserer Zeit, die von irreparablen sozialen und ökologischen Beschädigungen geprägt ist, werden gemeinsame Zukunftsperspektiven wesentlich aus reparativen Prozessen gewonnen. Der These, dass kulturelle Praktiken hierfür eine zentrale gesellschaftliche Funktion haben, und der Aufgabe, diese zu erfassen, zu kontextualisieren und zu analysieren, ist das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) gewidmet.
Kulturelle Reparationspraktiken verstehen
Wie lässt sich die Spannung zwischen der Irreparabilität der Zerstörungen von Leben und der Notwendigkeit, Zukunft zu gestalten, kulturell erfahrbar machen und in etwas Neues wenden? Wie verändern kulturelle Reparationsprozesse unsere Weltwahrnehmung, Selbstentwürfe und Lebensformen? Diesen Fragen geht CURE auf den Grund – zusammen mit Fellows aus aller Welt.
Das Zentrum ist ein transdisziplinäres Institute for Advanced Study, an dem renommierte internationale Gäste aus Wissenschaft und Kultur gemeinsam mit einem 14-köpfigen Team eine Theorie kultureller Reparationspraktiken und -prozesse erarbeiten. So soll längerfristig ein umfassendes gesellschaftspolitisches Verständnis über individuelle und kollektive Reparationsfragen in einer globalisierten Welt entstehen. Ein solches Wissen ist angesichts existenzbedrohlicher und irreparabler Schäden für ein zukünftiges Zusammenleben von grundlegender Bedeutung.
CURE hat seine Arbeit aufgenommen
Seit der universitären Eröffnung des Käte Hamburger Kollegs für kulturelle Praktiken der Reparation an der Universität des Saarlandes am 12. April 2024 ist die Forschung in vollem Gange: Workshops, Lectures, Arbeitsgruppen und öffentliche Kulturveranstaltungen prägten die Zusammenarbeit der ersten Monate im Kolleg. Derzeit bestehen wichtige gemeinsame Aufgaben in den Planungen für die erste Jahrestagung zu Theorien der Reparation und der wissenschaftlichen wie künstlerischen Vorbereitung der Ausstellung The True Size of Africa, die am 8. November 2024 im UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte eröffnet werden wird. Sie ist zugleich die feierliche, öffentliche Auftaktveranstaltung von CURE unter Beteiligung der Bundes- und Landespolitik. Zusammen mit dem Generaldirektor des Weltkulturerbes, Dr. Ralf Beil, entsteht zudem ein umfangreicher Ausstellungskatalog über die Kunst der Reparation.
Bis zu zwölf internationale Fellows
CURE ermöglicht Forschenden aus den Kulturwissenschaften neue Freiräume für die Forschung. Die wissenschaftlichen und künstlerischen Vorhaben der seit April am Kolleg gastierenden Fellows beschäftigen sich unter anderem mit Reparationsfragen in Namibia (Memory Biwa) oder mit den Folgen von Kolonialismus und Krieg in der Demokratischen Republik Kongo und der Frage, wie sich diese irreparablen Schäden künstlerisch bearbeiten lassen (Géraldine Tobe Mutumande). Ein weiteres Projekt erforscht verloren geglaubte Wissensarchive in Guinea und Wege, das darin aufgehobene gesellschaftliche, politische und kulturelle Erbe wieder in einen öffentlichen Diskurs zu bringen (Elara Bertho). In einem anderen Vorhaben werden Filme untersucht, in denen die Ästhetik des Widerstands in Hongkong eine entscheidende Rolle spielt (Tammy Lai Ming Ho). Und schließlich geht es um Probleme der Restitution von Büchern als Kriegsbeute in Europa (Marcel Lepper).
Die zwölf neuen Fellows, die ab Oktober für ein Jahr bei CURE zu Gast sein werden, stammen u.a. aus dem Iran und dem Libanon, aus Uganda und Haiti, Mexiko und den USA, Bosnien und Deutschland. Ihre Projekte beschäftigen sich etwa mit afrikanischen Versöhnungspraktiken, verletzten Rechtsgefühlen in der Literatur oder der ökologischen Neugestaltung verwüsteter Grenzräume. Zudem wird es um die Frage gehen, wie sich die Kriegsschäden in der Ukraine reparieren lassen oder wie das Leben nach dem Völkermord in Rwanda möglich ist.
Künstlerische Forschung
Das Kolleg hat regelmäßig Artists in Residence zu Gast, die sich im Sinne künstlerischer Forschung an der Arbeit über kulturelle Reparationsprozesse beteiligen. Diesen Sommer ist es die algerisch-frankophone Künstlerin Zineb Sedira, die u.a. auf der Biennale in Venedig 2022 den französischen Pavillon gestaltet hat und sich in ihren Arbeiten mit der Geschichte Algeriens und dem mediterranen Internationalismus Ende der 1960 Jahre auseinandersetzt. Im Winter kommt der togoisch-französische Schriftsteller Kossi Efoui mit neuen Roman- und Theaterprojekten ans Kolleg.
Das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE)
Das Käte Hamburger Kolleg für kulturelle Praktiken der Reparation (CURE) an der Universität des Saarlandes ist ein Institute for Advanced Study und wird seit April 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Mit dem Programm der Käte Hamburger Kollegs bietet das BMBF herausragenden Forschenden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften seit 2008 die Möglichkeit, frei von Lehr- und administrativen Verpflichtungen zu einer selbstgewählten gesellschaftsrelevanten Fragestellung zu forschen. Die Leitung des Käte Hamburger Kollegs CURE liegt bei Prof. Dr. Markus Messling und Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser. Pro Jahr forschen bis zu zwölf internationalen Fellows im Kolleg.
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