Käte Hamburger Kolleg München: Dis:konnektivität in Globalisierungsprozessen

Das Käte Hamburger Kolleg „Dis:konnektivität in Globalisierungsprozessen“ an der LMU München untersucht historische und gegenwärtige Globalisierungsprozesse. Unter dem Fokus des Konzepts Dis:konnektivität beschäftigen sich dort seit Juni 2021 Forschende und Kunstschaffende mit globaler Verflechtung, fehlender Verbindung und Entflechtung.

Über Ihre Erwartungen an Ihr Kolleg haben wir im Special Einblicke in Spitzenforschung der Käte Hamburger Kollegs schon gesprochen. Haben sie sich erfüllt?

KHK-Direktor Prof. Dr. Roland Wenzlhuemer

KHK-Direktor Prof. Dr. Roland Wenzlhuemer

Lambert Strehlke

Roland Wenzlhuemer:
Unser Kolleg gibt es seit nicht einmal zwei Jahren. Es konnten sich noch gar nicht all unsere Erwartungen erfüllen. Die Käte Hamburger Kollegs sollen neue Forschungskulturen und -strukturen schaffen. Das braucht Zeit und Ausdauer. Vieles übertrifft aber schon jetzt unsere Erwartungen. Ich komme gerade vom wöchentlichen Kolloquium, in dem Fellows und Mitarbeitende ihre Projekte vorstellen und darüber ins Gespräch kommen. Wir durften hier schon Vorträge aus Geschichte, Anthropologie, Kunstgeschichte, Tanzwissenschaft oder auch Vorstellungen von Kunstprojekten hören, die aus gänzlich unterschiedlichen Perspektiven auf die Themen Globalisierung und Dis:konnektivität blicken. Erst diese Erweiterung des Horizonts, die im universitären und disziplinären Alltag selten ist, macht es möglich, bekannte Konzepte – wie zum Beispiel jenes der Globalisierung – neu zu denken. Zu sehen, wie sich unsere internationalen Fellows und Mitarbeitenden auf diesen Austausch einlassen, wie sich neue und ungewöhnliche Kooperationen bilden, zeigt, dass die Idee hinter den Käte Hamburger Kollegs funktioniert.

Welche Freiräume für die Geisteswissenschaften eröffnen sich durch Ihr Kolleg?

KHK-Direktorin Prof. Dr. Burcu Dogramaci

KHK-Direktorin Prof. Dr. Burcu Dogramaci

privat

Burcu Dogramaci:
Die Fellows des KHK können frei von ihren alltäglichen Verpflichtungen, im Dialog mit anderen Fellows und dem Team, ihre Projekte weiterverfolgen. Der wissenschaftliche Austausch, die Denk- und Schreibarbeit, die freie Forschungszeit stehen im Zentrum des Kollegs. Dabei bietet der Standort besondere Qualitäten: unsere Villa, die in einer ruhigen und dennoch zentralen Nachbarschaft Münchens liegt, ist ein idealer Rückzugsort, ein Inkubator für Ideen und Konzepte, und gleichsam eine Kontaktzone für die Fellows, die bei Veranstaltungen mit Kolleg:innen der LMU München und internationalen Gästen ins Gespräch kommen. Zugleich ist München mit den sehr gut ausgestatteten Bibliotheken und Archiven ein Anziehungspunkt für internationale Wissenschaftler:innen – dies ist den Bewerbungszahlen zu entnehmen. Die Fellows, die in den nunmehr fast zwei Jahren des Bestehens bei uns waren, schätzen die offene, anregende Atmosphäre, was sich in einem der Feedbacks aus unserem Fellow Survey wie folgt formuliert. „The fellowship has allowed me to advance my book project, to host an international workshop which was thematically linked to the book project and to get in touch with inspiring fellows from the field of global history. It also allowed me to get interdisciplinary insights into other disciplines' debates about dis:connectivity and other formats to present their research. All in all, it was a great experience; the center provides an ideal environment for focusing on one's own research and share it with like-minded colleagues.

Käte Hamburger Kollegs verstehen sich oft als Ideen-Labore, in denen besonders innovativ und interdisziplinar geforscht wird. Worauf sind Sie in Ihrem Kolleg besonders stolz?

KHK-Direktor Prof. Dr. Christopher Balme

KHK-Direktor Prof. Dr. Christopher Balme

Lambert Strehlke

Christopher Balme:
Besonders stolz sind wir auf die Einbeziehung von Künstler:innen in die Arbeit des Kollegs. Inzwischen konnten wir drei begrüßen und auch andere Fellows haben versucht, die Ideen der Diskonnektivität mit künstlerischen Mitteln umzusetzen. Die Beispiele und Arbeiten waren vielfältig und anregend. So zum Beispiel die Autorin Enis Maci, die einen Workshop, Filamentous magic carpets, gemeinsam mit dem Lenbachhaus München veranstaltete. Der Abend verband eine Lesung aus ihrem gleichnamigen Band, ein Konzert und eine Filmvorführung. Anregend war ebenfalls der von unserem wissenschaftlichen Fellow Sabine Sörgel organisierte Workshop zusammen mit der Installationskünstlerin und Filmemacherin Susanne Schütte-Steinig mit dem Titel „The Politics of Give and Take“. Im Mittelpunkt standen Objekte unserer Forschung, die besonders wertvoll sind. Beide Workshops zeigten, wie wissenschaftliche Themen Anregungen für künstlerische Auseinandersetzungen liefern können und umgekehrt.

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