Käte Hamburger Kolleg Aachen: Cultures of Research
Das Käte-Hamburger Kolleg „Kulturen des Forschens“ an der RWTH Aachen widmet sich seit Mai 2021 den vielfältigen Forschungskulturen der Wissenschaften, deren Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Transformationen. Es untersucht, wie sich die Forschung durch die Orientierung der Wissenschaften auf komplexe Systeme und durch gesellschaftliche Herausforderungen verändert.
Wie das Kollegsformat den interdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt befördert, illustrieren die Stimmen aus dem KHK.
Unbedingt. Und dann auch noch in überraschenden Weisen. So haben sich in den Bewerbungen für Fellowships am Kolleg tatsächlich Forschende aus Disziplinen beworben, die wir nicht im Zentrum sahen, aber sehr produktiv die Arbeit am Kolleg mitprägten. So war der Sprachwissenschaftler und Peirce-Spezialist Frederik Stjernfelt als Fellow der ersten Kohorte bei uns. Zudem waren wir überrascht über die Intensität des interdisziplinären Gedankenaustauschs, die wir etablieren konnten. Es ist trotz aller Herausforderungen eine große Inspiration, Themen aus differenten Blickwinkeln zu betrachten und zugleich ausreichend Raum zu haben, dies auch weiter durchzudenken. Wir denken, dass es diese Dichte des gedanklichen Austauschs am Kolleg ist, das dieses auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den STEM-Disziplinen attraktiv macht.
KHK verstehen sich oft als Ideen-Labore, in denen besonders innovativ und interdisziplinar geforscht wird. Worauf sind Sie in Ihrem Kolleg besonders stolz?
Gabriele Gramelsberger
In der Tat, KHK sind Ideen-Labore. Und das in einer Weise, dass selbst bei der Inauguration nach dem Vortrag von Prof. Karin Knorr Cetina sich eine facettenreiche Podiumsdiskussion entspann, bei der Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaftsforschung (Prof. Karin Knorr Cetina und Prof. Hans-Jörg Rheinberger) mit solchen der Technikforschung (Prorektor Forschung und Struktur Prof. Matthias Wessling sowie der Biotechnologe Prof. Lars Blank) ein Musterbeispiel lebendiger Interdisziplinarität praktizierten. Mehr noch zeigte sich bei der Inauguration das hohe Interesse unterschiedlicher Fachvertreterinnen und Fachvertreter innerhalb und außerhalb der RWTH an diesem Ort interdisziplinären Denkens. Damit kann das Kolleg auch eine Inspiration zur weiteren Entwicklung der RWTH-Wissenschaftskultur geben, indem es interdisziplinäre Reflexion anregt und fördert. Aber es nicht allein der Bezug zur RWTH. Wir können vielmehr jetzt schon sagen, dass sich eine Community bildet: Fellows kommen zu Workshops nach den Fellowships, Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland freuen sich auf die kontinuierliche Kooperation.
"The center c:o/re provided a great space and inspiration for joint interdisciplinary work. I met new collaborators there with whom I continue to collaborate. The center gives an impetus to the intellectual journey of building an internationally networked community of interdisciplinary research on science“.
Prof. Frederik Stjernfelt, Senior Fellow 10/21-09/22
Welche Freiräume für die Geisteswissenschaften eröffnen sich durch Ihr Kolleg?
Das Besondere ist die Vielgestaltigkeit von Freiräumen. Um nur zwei Aspekte zu nennen. Zum einen eröffnen sich im Kolleg Zeiträume für ‚intellektuelles Luftholen‘, zur Reflexion von grundlegenden Fragen, und das in einem durch Kurzatmigkeit geprägten Wissenschaftsbetrieb. Zum anderen können ganz neue Kooperationen angebahnt und durch Forschungszeit gleich entfaltet werden. Das ist gerade für komplexe Forschungsthemen, wie der Idee von „Varietäten der Wissenschaftlichkeit“ (Varieties of Science), die in unserem Kolleg eine wichtige Rolle spielt, von herausragender Bedeutung. So konnten wir Ende 2022 an der UNAM in Mexiko-City einen Workshop dazu durchführen, bei dem nicht nur Ideen für gemeinsame Forschungsarbeiten entstanden sind, sondern zugleich schon konkrete Schritte zur weiteren Entwicklung der Kooperation verabredet werden konnten. Ohne den Freiraum des Kollegs wäre das undenkbar gewesen.
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