Wissen, was wirkt: Praxistipps zur Evaluation von Wissenschaftskommunikation

Mit vielfältigen Formaten tragen geistes- und sozialwissenschaftliche Projekte ihr Wissen in die Öffentlichkeit – aber kommt es auch an? Wie und inwieweit lässt sich die Wirkung messen, sprich evaluieren? Und was kann man daraus lernen?

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In einem Peer-Learning- Workshop tauschten sich Teilnehmende aus BMBF-geförderten GSW-Projekten über das spannende Thema Evaluation aus: Die Evaluations-Expertinnen Julia Panzer und Dr. Sonja Fücker gaben in zwei Impulsvorträgen wertvolle Einblicke in Tools und Mehrwerte der quantitativen Evaluation sowie in die Herausforderungen der qualitativen Evaluation bei der geistes- und sozialwissenschaftlichen Wissenschaftskommunikation.  Hier finden Sie die Praxisbeispiele sowie Tipps aus der GSW-Community:

Wissen, was wirkt

Evaluation – das hört sich erst einmal nach viel Arbeit an, aber nur auf den ersten Blick. Denn Evaluationen und ihre Ergebnisse sind eine wesentliche Grundlage, um zu erfassen, ob Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation in der Praxis Wirkung entfalten und wo Verbesserungsbedarfe bestehen, wie Julia Panzer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Impact Unit, einem BMBF-geförderten Projekt von Wissenschaft im Dialog, in ihrem Vortrag deutlich machte. „Je früher man sich bei Projektplanung Gedanken über die Ziele und die Evaluation der Vorhaben macht, desto mehr lässt sich aus den Evaluationen lernen“, so ihr Credo. Was ist das zentrale Ziel der Kommunikation, was die Vision? Und mit welchen konkreten realisierbaren Schritten können wir sie umsetzten? Welche Personen können wir, wie, wann und womit am besten erreichen? Fragen wie diese zu beleuchten, lohnt sich auf jeden Fall (siehe Kasten Mehrwerte von Evaluation). Die Impact Unit bietet hilfreiche Tools für die Evaluation an, vom Entscheidungsbaum bishin zur kostenfrei nutzbaren Online-Evaluationsplattform speziell für die Gestaltung, Durchführung und Auswertung standardisierter Befragungen zu Evaluationszwecken. Auf Basis eines ausgewählten Fragenkatalogs lassen sich hier schnell und einfach eigene Befragungen erstellen, durchführen und quantitativ auswerten.

Wirksam ist, was als wirksam bewertet wird

Üblicherweise wird bei der quantitativen Evaluation die Wirkung von Maßnahmen anhand standardisierter Leistungskriterien wie outputs, outcomes und impacts gemessen. Aber decken diese Kriterien bei den Geistes- und Sozialwissenschaften überhaupt alles ab? Und was können qualitative Evaluationen leisten? Damit befasste sich der Impulsvortrag „Qualitative Formate und Herausforderungen der Evaluation von Wissenschaftskommunikation am Beispiel des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)“ von Dr. Sonja Fücker, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) der Leibniz Universität Hannover.

Eine Besonderheit der Geistes- und Sozialwissenschaften liegt darin, dass ihr Fokus auf der Beobachtung und Analyse von gesellschaftlichen Prozessen liegt. Sie bieten Orientierungswissen, aber nicht immer konkrete Lösungsangebote für gesellschaftliche Problembearbeitung. Daher sind Effekte und Wirkungen von Wissenschaftskommunikation in den Geistes- und Sozialwissenschaften schwerer messbar, wie Dr. Sonja Fücker erläuterte. Sie plädierte dafür, Evaluationen für die Geistes- und Sozialwissenschaften anschlussfähiger zu machen, indem die Verfahren um ein akteurszentriertes und damit qualitatives Vorgehen erweitert werden. „Gelingende Wissenschaftskommunikation setzt nicht nur Prozesse der Übersetzung oder Vermittlung von Wissen voraus, sondern auch die Verständigung daran mitwirkender Akteure. Wirksam ist, was als wirksam bewertet wird“, so Fücker. Qualitative Rückläufe könnten ein ganzheitlicheres Bild über die eigenen Wissenschaftskommunikationsmaßnahmen liefern und auch quantitative Erhebungen ergänzen. Kriterien der direkten Leistungs- und Erfolgsmessung sollten durch den Blick auf die dahinterliegenden Verständigungsprozesse ergänzt werden. Für alle Beteiligten eine verständliche Sprache zu finden sei in Strukturen der Wissenschaftskommunikation ebenso wichtig wie in die Vertrauensbildung zu investieren. Solche Aspekte sollten auch Bestandteil von Evaluationsprozessen sein.

Wisskomm-Evaluation in der Praxis

„Evaluation von Wissenschaftskommunikation bedeutet in der Praxis, eine Auswahl zu treffen und Aspekte zu priorisieren. Welche Evaluationsfrage möchte ich beantworten? Wozu brauche ich Orientierungswissen und sollte daher Evaluationsergebnisse erzielen? Welche Daten kann ich erheben, die in meinem konkreten Projektkontext aussagekräftig sind und sinnvolle Einblicke ermöglichen? Oft bedeutet das, Quantitatives und Qualitatives zu kombinieren, um ein Projekt im Detail zu verstehen, aber auch Ergebnisse zu erzielen, die in der Breite gültig sind“, erklärt Ricarda Ziegler, die am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) den Evaluationsbereich leitet. NaWik baut sein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um das Thema Wisskomm-Evaluation noch praxisnäher aus: Ab Sommer 2023 gibt es ein neues NaWik-Seminar zu den Grundlagen der Wisskomm-Evaluation.

Hier weitere ausgewählte „Peer-to-Peer“ Praxis-Tipps:

  • Wissenschaftskommunikation ist keine zusätzliche Aufgabe, sondern sollte mit Blick auf den Mehrwert für das Forschungsvorhaben und die verfügbaren Ressourcen von Anfang an mit eingeplant werden.  Dies gilt auch für die Evaluierung.
  • Das heißt: Schon bei der Planung von Wissenschaftskommunikation die mögliche sinnvolle Art der Evaluierung und das Evaluierungsformat mitbedenken.
  • Geplante Veranstaltungen und Formate vorab realistisch auf ihre Potentiale und ihren Mehrwert für das Forschungsprojekt prüfen.
  • Evaluation in Kommunikationsmaßnahmen integrieren (Meinungsboards in Ausstellungen, Umfragen in Social Media).
  • Eigene Ressourcen und Möglichkeiten realistisch einschätzen. Auch weniger umfangreiche Evaluationsansätze können wesentliche Erkenntnisse über die umgesetzten Maßnahmen liefern.
  • Vorhandene Ressourcen bündeln: Bestehende Kommunikationskanäle, Infrastrukturen und Netzwerke der Universität oder des Verbundes nutzen, um Ergebnisse sichtbar zu machen und zu evaluieren.
  • Mit anderen Forschenden und Praxispartnern austauschen, die ähnliche Projekte umsetzen, dann ist es leichter, geeignete Zielgruppen, Formate oder Evaluationswerkzeuge zu finden.
  • Daten (wie z.B. Zugriffszahlen Website, Podcasts, Social Media) abrufen, abfragen, sammeln, nur dann ist eine Auswertung möglich.
  • Mehrstufige Evaluationen planen, zum Beispiel vorher/nachher, ggf. sogar Monate später.
  • Feedback einholen und Rücklaufquoten nach Veranstaltungen steigern, etwa durch anonymisierte Umfragen mit Kommentarfunktion.
  • Bei der Evaluation nicht nur auf den Aspekt der Öffentlichkeitswirksamkeit achten, sondern auch zur Reflektion der eigenen Rolle und den Projektzielen nutzen.

Noch etwas vergessen oder eine gute Idee? Über Anregungen freuen wir uns. Schicken Sie uns doch Ihre Ideen per E-Mail auf GSW@dlr.de. Vielen Dank!


Dr. Sonja Fücker

privat

Dr. Sonja Fücker beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Verständigungsprozessen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Sie beleuchtet am Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) Befunde aus dem Feld der Zusammenhaltsforschung und qualitative Methoden und Kriterien für eine erfolgreiche Evaluation von Wissenschaftskommunikation.


Julia Panzer

privat

Julia Panzer ist Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Impact Unit und Ansprechpartnerin für Analysen und Tools. Die Impact Unit unterstützt aussagekräftige Evaluationen und wirkungsorientierte Wissenschaftskommunikation, indem sie Analysen im Bereich Wirkung und Evaluation durchführt und Evaluationstools wie die Online-Evaluationsplattform für Praktikerinnen entwickelt.


Ricarda Ziegler

privat

Ricarda Ziegler leitet am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) den Evaluationsbereich. Um die Qualität von Wissenschaftskommunikation zu stärken, engagiert sich das NaWik in der evaluativen Begleitforschung zu Wissenschaftskommunikation. Das Spektrum umfasst die Beratung zu Evaluationsprozessen, die Durchführung von Evaluationen und ab Sommer 2023 auch ein Seminarangebot.


Mehrwerte von Evaluationen in der Praxis:

Evaluationen ermöglichen es, …

  • sich mit der Vision und den Zielen eines Projekts detailliert auseinanderzusetzen,
  • die Mechanismen von Projekten/Maßnahmen zu verstehen,
  • den Erfolg von Projekten/Maßnahmen erfassen und belegen zu können,
  • unwirksame Projekte/Maßnahmen identifizieren und vermeiden zu können,
  • Ressourcen (u.a. die eigene Arbeitszeit) gezielt einsetzen zu können,
  • Projekte/Maßnahmen in Zukunft zu verändern/verbessern.

(Quelle: Impact Unit für Wirkung und Evaluation in der Wissenschaftskommunikation ist ein Projekt von Wissenschaft im Dialog (WiD) und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.)

So fördert das BMBF die Wissenschaftskommunikation (Auswahl):


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