Antisemitismus muss in der Gesellschaft, und speziell auch in staatlichen Institutionen, erkannt und bekämpft werden.
Wie können institutionelle Bereiche wie Schule, Verwaltung, Polizei oder Justiz gegen Antisemitismus gestärkt werden? Warum sind auch institutionelle Orte nicht frei von antisemitischen Vorurteilen und Ressentiments? Was sind Erfolgsmodelle antisemitismussensibler Arbeit? Mögliche Antworten wurden am 18. und 19. September in Berlin mit Lehrkräften, Vertreterinnen und Vertretern aus Polizei und Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und der Öffentlichkeit diskutiert.
Austausch von Wissenschaft, staatlichen Akteuren und der Öffentlichkeit
Die Veranstaltung wurde zusammen mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam vom „Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert“ konzipiert und durchgeführt. Das Vorhaben ist Teil der BMBF-Förderlinie „Aktuelle Herausforderungen und Dynamiken des Antisemitismus“, in dem zwölf Forschungsverbünde für insgesamt ca. 12 Mio. Euro gefördert werden. Wichtig ist dabei, dass Forschungsergebnisse nicht nur wissenschaftsintern diskutiert, sondern an gesellschaftliche Stakeholder zurückgespiegelt werden sollen. Die Sommerakademie ist ein erfolgreiches Beispiel für einen solchen Transfer. In den Räumen der Universitätsbibliothek der TU Berlin und der Akademie der Künste kamen rund 90 Teilnehmende zusammen. Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort des Beauftragten für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, der die Relevanz der Forschung für die Nationale Strategie gegen Antisemitismus betonte. Professorin Stefanie Schüler-Springorum, Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin und Projektleiterin des Forschungsnetzwerkes, präsentierte in ihrem Einführungsvortrag jüdische Strategien der Gegenwehr seit dem 19. Jahrhundert.
Das Format der „Sommerakademie“ ermöglichte es, in 16 Workshops den Herausforderungen des jüdischen Lebens und aktueller Formen des Antisemitismus genauer auf den Grund zu gehen. Die Themen umfassten Fanszenen im Fußball, Hasskriminalität, juristische Herausforderungen, Präventionsstrategien in der Bildungsarbeit und im Arbeitsalltag oder auch jüdische Selbstwahrnehmungen insbesondere im Kontrast zu euphemistischen Fremdzuschreibungen.
Geleitet wurden die Workshops sowohl von Forschenden aus den Projekten der BMBF-Förderlinie als auch von externen Expertinnen und Experten.
Seit dem Jahr 2021 fördert das BMBF zehn Verbundprojekte, die sich der Erforschung der gegenwärtigen Ausprägungen und Erscheinungsformen des Antisemitismus widmen. Das Metavorhaben „Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert (FoNA21)“ vernetzt die Projekte und vermittelt das entstandene Wissen in Wissenschaft, Gesellschaft und Öffentlichkeit. Es leistet auch wichtige Transferarbeit, um die entstandenen Handlungsempfehlungen in die Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit zu vermitteln. Auf der Webseite von FoNA21 zeigen sich die vielfältigen Vernetzungen durch ein „Ressourcen-Center“, die „Expert:innen“-Suche und die Ankündigung von Veranstaltungen.