Im Fokus standen das UN-Konzept einer nachhaltigen Entwicklung und die Folgen für die globale Entwicklungspolitik. „Das Verständnis eines linearen und unaufhaltsamen Fortschritts ist in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in die Krise geraten, speziell durch das Aufkommen globaler Risiken wie Klimawandel oder Pandemie“, sagt JLU-Professor Dr. Jörn Ahrens, der die Tagung gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Peters und Honorarprofessor Dr. Matthias Rompel ausgerichtet hat. „Deshalb müssen wir das Grundverständnis von Fortschritt neu formulieren, nämlich als eine Form der Ko-Existenz von Menschen, insbesondere zwischen Menschen und Natur".
Wie diese Neuformulierung aussehen könnte, wurde auf der Tagung aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. „Über Möglichkeiten und Perspektiven von Entwicklung, speziell von Entwicklungspolitik, müssen wir völlig neu diskutieren. Die Sozial- und Kulturwissenschaften haben den Begriff bereits weitgehend verabschiedet. Wenn er politisch überhaupt noch Sinn machen soll, dann nur als Entwicklung auf Augenhöhe. Das verlangt dann gerade von den Gesellschaften des globalen Nordens den Einstieg in eine neue Phase ihrer gesellschaftlichen Entwicklungen, und zwar vor dem Hintergrund der postkolonialen und ökologischen Verheerungen des Anthropozäns“, so das Fazit des Kultursoziologen Ahrens.
Weltwissen im Umbruch
Aber wie hat sich die Wissenschaftslandschaft in und mit der Globalisierung verändert? Welche Regionen stehen im Fokus der Forschung? Und wie international ist Deutschland vernetzt? Mit diesen spannenden Fragen befasst sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Die Produktion von Weltwissen im Umbruch“ am Leipzig Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe), das im Rahmen der Tagung vorgestellt wurde.
Im Folgenden diskutierten die Teilnehmenden rege über die Rolle der internationalen Geistes- und Sozialwissenschaften für die Produktion von Weltwissen und über die Möglichkeiten und Bedarfe für ihre Weiterentwicklung.
Lesen Sie hier Beispiele aus BMBF-geförderten Projekten, wie international ausgerichtete Forschungsvorhaben zur Strukturbildung in den Geistes- und Sozialwissenschaften beitragen.