Innovationsverständnis im Wandel
Lange wurde das Innovationsgeschehen mit einer kontinuierlichen Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation für große Teile der Gesellschaft verbunden. Angesichts Umwelt- und Klimakrise sowie der Erstarkung vom rechtsradikalen Parteien und Kräften und eines Krieges in Europa erscheint gesellschaftliche Innovationsfähigkeit mit einer neuen Dringlichkeit. Sie dient dazu, die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. „Wir müssen eine zukunftsfähige Gesellschaft sein, die leistungsfähig, krisenfest und von Zusammenhalt geprägt ist. Gestärkt werden sollten die Fähigkeiten nicht nur zur vorausschauenden Bewältigung von Krisen, sondern auch zur proaktiven und innovationsgetriebenen Gestaltung von Transformationsprozessen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung sowie zur Stärkung und Verteidigung der offenen, freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.“ So formuliert dies die Zukunftsstrategie Forschung und Innovation der Bundesregierung.
Damit übernehmen die Gesellschaftswissenschaften eine wichtige Rolle im Innovationsgeschehen. Sie sind angesprochen und aufgefordert, ihre Potenziale einzubringen, u. a. um auf einen chancenorientierten und verantwortungsvollen Umgang mit wissenschaftlichem, gesellschaftlichem und technologischem Fortschritt hinzuwirken. Dazu sollen Räume für das kritische Nachdenken über technologische, aber auch gesellschaftliche Veränderungen geschaffen werden.
Die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in der Innovationsforschung
Mit dem Rahmenprogramm „Gesellschaft verstehen - Zukunft gestalten“ stärkt das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) die Forschung zu gesellschaftlicher Innovationsfähigkeit, indem Forschung angestoßen wird, mit der die sozialen, politischen, kulturellen und ökonomischen Grundlagen der ‚Innovationsgesellschaft‘ von morgen ergründet werden.
In den vergangenen Jahren haben sich die Gesellschaftswissenschaften stark in die Forschung zu „Sozialen Innovationen“ eingebracht, denen ein großes Potenzial bei der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zukommt (Ressortkonzept zu Sozialen Innovationen).
Fördermaßnahmen im Themenschwerpunkt „Gesellschaftliche Innovationsfähigkeit stärken“
Im August 2021 wurde die Förderrichtlinie „Regionale Faktoren für Innovation und Wandel erforschen – Gesellschaftliche Innovationsfähigkeit stärken“ veröffentlicht. Die Fördermaßnahme wird im Rahmen des BMBF-Programms „REGION.innovativ“ durchgeführt. Im Fokus der Förderrichtlinie steht die Frage, wie sich komplexe Innovationszusammenhänge auf regionaler Ebene darstellen und wie insbesondere strukturschwache Regionen durch Innovationen Wandel anstoßen und erfolgreich gestalten können. Dabei interessiert u.a., wie der Ansatz der gesellschaftlichen Innovationsfähigkeit für die regionale Praxis operationalisiert werden kann, welche Ausprägungen regionaler Innovationsökosysteme beschreibbar sind und welche institutionellen, soziodemographischen, politischen sowie kulturellen Rahmenbedingungen sich begünstigend oder hemmend auf die gesellschaftliche Innovationsfähigkeit auswirken.
Zur Beantwortung dieser Fragen werden anwendungsorientierte Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Sozial-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften gefördert. Zwischen September 2022 und Januar 2023 haben 14 Projekte, darunter sieben Verbundprojekte, die Arbeit aufgenommen.
Forschung zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie
Die Covid-19-Pandemie hat eine Krise verursacht, die in vielen Gesellschaftsbereichen einen einschneidenden Wandel nach sich gezogen hat. Um zu einem besseren Verständnis der Corona-Krise und ihrer langfristigen gesellschaftlichen Auswirkungen beizutragen, fördert das BMBF 18 Forschungsvorhaben.